Stefan Zoll baut Ebay um

Stefan Zoll ist Chef eines der größten deutschen Warenhäuser. Und dabei ist er noch nicht einmal Einzelhändler. Ebay besuchen im Monat 22,5 Millionen Menschen, das sind knapp 50% der Internet-Nutzer in Deutschland. Sie verbringen im Durchschnitt zweieinhalb Stunden auf der Plattform, das entspricht mehr als zehn Prozent der Zeit, wo sie überhaupt online sind (das mag damit zusammenhängen, dass das Einstellen von Artikeln so langwierig ist). In den vergangenen zwölf Monaten lag der über Ebay getätigte Umsatz bei 3,1 Mrd. Euro. Jeden Tag werden 3600 Paar Schuhe verkauft, alle 13 Sekunden eine Jeans. In den zehn Jahren, wo es Ebay in Deutschland gibt wechselten unvorstellbare 1,1 Milliarden Artikel im Gesamtwert von 42 Mrd. Euro den Besitzer.
Stephan Zoll ist seit Juli vergangenen Jahres Deutschland-Chef von Ebay. Letzte Woche war er mit zwei Kollegen bei uns in der Redaktion, um uns seine Pläne vorzustellen. Ebay will stärker mit den Unternehmen aus Handel und Industrie ins Geschäft kommen und sich als Plattform für deren Online-Vertrieb empfehlen. Demnächst geht der komplett runderneuerte Auftritt online (die Details dazu stehen in der nächsten TW). Was wir gesehen haben, sieht nach einem echten Quantensprung aus.
Der promovierte Jurist Zoll, der 2007 von der Unternehmensberatung Oliver Wyman zu Ebay kam, weiß, dass er Überzeugungsarbeit leisten wird müssen. Plagiatsprozesse, Betrügereien und neue Vorschriften für Powerseller haben den Ruf der Online-Plattform bei gewerblichen Anbietern lädiert. Da sind ein paar Dinge passiert, die unserem Image nicht zuträglich waren, gibt Zoll zu. Ebay ist als wilder Flohmarkt gestartet. In den vergangenen drei, vier Jahren haben wir ein paar Leitplanken eingezogen, dass der Verkehr sicherer wird. Jetzt sind wir dabei, den Marktplatz professionell zu managen. Wie ein Einzelhändler. Der er wie gesagt nicht ist. 

 

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