Ein Zuschlag von Hugo Boss ist trotz aller Metzinger Turbulenzen immer noch so eine Art Ritterschlag für jedes Sortiment. Der Hagener Einkaufs-Chef hat beharrlich darauf hingearbeitet. Ich traf Oberheide und den neuen SinnLeffers-CEO Abram Nette neulich in Hagen. Der Bericht steht diesen Donnerstag in der TW. SinnLeffers, ursprünglich eher konsumig ausgerichtet, ist bereits seit mehreren Saisons auf Trading-up-Kurs. Man will vom Bekleidungswarenhaus zum Modefachgeschäft werden. Mitten in der Krise und unter den Bedingungen einer Insolvenz war eine solche Repositionierung ein gewagtes Manöver, und es ist auch nach offenbar erfolgreicher Sanierung nicht ohne Risiko. Andererseits ist der von Karsten Oberheide und Abram Nette eingeschlagene Weg wahrscheinlich alternativlos in einer Situation, wo die Mitte des Marktes zunehmend von vertikalen Systemen dominiert wird. P+C macht zudem vor, dass es einen Markt für ein höherwertig positioniertes Multilabel-Format gibt. Wenn es denn gut gemacht ist.
Dass Hugo Boss jetzt mit SinnLeffers zusammenarbeitet, sagt etwas über SinnLeffers, aber auch viel über Hugo Boss aus. Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs hat ehrgeizige Wachstumsziele verkündet, die er mit eigenen Läden und bestehenden Kunden allein nicht realisieren wird können. Da kommt ein ambitionierter Großkunde wie SinnLeffers gerade recht. Man kann im Interesse aller Beteiligten nur hoffen, dass Metzingen nicht der Versuchung nachgibt, die Vertriebsschleusen allzu weit zu öffnen. Was kurzfristiger Umsatzmaximierung dient, ist für die Marke langfristig nicht unbedingt verträglich.