Nicht dass wir Entzugserscheinungen gehabt hätten. Aber vorgestern war Karl Lagerfeld wieder mal im deutschen Fernsehen, zur Abwechslung bei Markus Lanz. Der stellte ihm die Fragen, die man auch schon von Kerner und Beckmann kannte. Dass Lagerfeld ungewöhnlich locker drauf war, lag wahrscheinlich an der devoten Haltung des Interviewers, dem der Stolz, dem "Sonnenkönig, den Deutschland nie hatte" gegenüber zu sitzen, bis zum Schluss nicht aus der strahlenden Visage wich. Lanz agierte durchaus schlagfertig, lachte aber viel zu aufdringlich über jede gelungene Pointe Lagerfelds. Der kam aus dem Grinsen über die eigenen Sottisen gar nicht mehr raus. Und hier ein kleines Best-of:
Über Wahrheit: "Wahrheit ist eine Standpunktfrage. Lügen erfüllt manchmal karitative Zwecke. Das Niveau Ihrer Fragen erlaubt es mir, noch die Wahrheit zu sagen.
Über Kate Moss' Kokain-Konsum: "Sie hat wenigstens nicht gesagt, Sie liebe Hitler."
Über Kreativität: "'Eingebungen' ist ein furchtbares Wort. Das klingt ja wie 'Einlauf'."
Über Vergebung: "Die andere Backe hinzuhalten, gehört nicht zu meiner Erziehung."
Über Kinder: "Das sind beinahe Adoptivsöhne, um die ich mich kümmere. Aber die habe ich pret-à-porter gekriegt. Die waren schon fertig. (…) Man macht ja keine Kinder, um Spaß zu haben. Dann kauft man sich besser einen Hund."
Übers Kochen: "Ich kann nicht kochen. Ich kann kaum einen Eisschrank aufmachen."
Über Selbstmord: "Der Höhepunkt des Luxus."
Übers Schnellsprechen: "Meistens geht das, was ich sage, noch nicht mal durch mein Gehirn."
Und hier, für alle Fans von Lagerfeld-Interviews, noch ein wirklich witziges Fundstück aus YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=c33XMPPEF0I&playnext=1&list=PL77EF4ADD7EBD9A9D