"Warum hast Du so etwas Kompliziertes studiert, um am Ende jetzt T‑Shirts zu verkaufen", hat seine Mutter ihn gefragt. Tatsächlich bewegt sich Sergio Bucher in einem Umfeld, das seine Fähigkeiten als Mathematiker zu schätzen weiß. Bucher ist sozusagen der Erstverkäufer bei Amazon Fashion. Als Vice President verantwortet er das Modebusiness und damit das am schnellsten wachsende Geschäftsfeld des Internet-Riesen. "Um eine 200 Milliarden-Firma zu werden, musst Du wissen, wie man Mode und Lebensmittel verkauft", so die Losung von Jeff Bezos.
"Der Modemarkt ist riesig", schwärmte Bucher auf der FashionTech-Konferenz im Premium-Kühlhaus. "Acht mal so groß wie Unterhaltungselektronik und so groß wie der Automobilsektor." Obwohl viele Amazon Modekompetenz absprechen, gehört das Unternehmen heute schon zu den zehn größten Modehändlern in Europa. Bei Schuhen ist man heute bereits nach Deichmann die Nummer 2 in Deutschland. Der vormalige Retail-Chef von Puma gab einen Eindruck von Amazons Mode-Ambitionen – das niegelnagelneue Fotostudio in London, das retourenminimierende Passform-Feedback, der verkaufsfördernde Video-Content und die neuen Show & Shop-Ideen. Geheimnisse verriet er freilich keine.
Auf Amazon gibt es laut Bucher 26 Millionen Artikel zu kaufen. Es bräuchte 5 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche, um dieses Sortiment darzustellen. Wie auch immer Bucher das ausgerechnet hat. Er hat wohl doch nicht umsonst Mathematik studiert.
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