Einem nackten Mann greift man bekanntlich nicht in die Taschen. Bei Hollister ist das anders, und deshalb zog der Frankfurter Betriebsrat auch gegen die Kontroll-Wut der Unternehmensleitung vor Gericht. Jetzt würfelt man, bevor die Taschen aufzumachen sind. Vier verliert. Vielleicht sollte in dem Laden einfach mal jemand das Licht anmachen, dann geht auch nicht so viel Ware verloren. Ein Gerücht ist freilich, dass Hollister-Mitarbeiter (natürlich in Dienstbekleidung) die Hauptattraktion bei der Mai-Demo des DGB sein werden. Doch im Ernst – die Frage ist, was schwerer wiegt: der eindeutige Verstoß gegen die Mitbestimmung oder der potenzielle gegen die Menschenwürde… Okay okay, die Hollister-Animateure ziehen sich freiwillig aus. Sie sind halt jung und brauchen das Geld. Solche Probleme sind jedenfalls Peanuts gegen die Vorwürfe, gegen die sich zurzeit Zara (angeblich Sklavenarbeit in Argentinien) und Kik (Kinderarbeit bei einem Subunternehmer in Bangladesch) zu wehren haben.
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Immerhin haben Hollister und Abercrombie & Fitch eine Antwort auf die Online-Konkurrenz gefunden. Das Ordern im Webshop kann mit dem Einkaufserlebnis in deren Stores nicht mithalten. Ähnlich ist es bei Karl-Heinz Müllers 14oz-Geschäft in Berlin, den der Handelsverband gerade als Store of the Year ausgezeichnet hat (meine Prophezeiung hat sich erfüllt). Viele andere stationäre Händler müssen dagegen befürchten, dass ihre Auslagen nur noch zur Kenntnis genommen werden, die Ware befummelt und anprobiert wird, der Kauf dann aber woanders (billiger) im Web passiert. Die SZ thematisierte den Showrooming-Trend diese Woche sogar auf ihrer Seite 3, und auch der aktuelle Kultur-Spiegel hat sich dazu ausgelassen. Profashionals-Leser Markus Wahl aus Ertingen schickte mir folgendes Foto aus Australien:
Eine ernsthafte Option dürfte so ein Eintrittsgeld nicht werden. Dafür muss man mehr bieten als nur die Aussicht auf weiteres Geldausgeben. Aber Showrooming wird natürlich ein Thema. Das ist es heute schon, und im Rahmen von Cross Channel-Konzepten kann das sogar einen Mehrwert abwerfen. Dumm nur, wenn der Showroom einem unabhängigen Einzelhändler gehört, der davon leben muss.
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Apropos leben: Das fällt dem Handel derzeit nicht leicht. Ein brutales Umsatzminus von 6% meldet die TW fürs erste Quartal. Wann gab es das zuletzt nach drei Monaten? Dass mit hoher Wahrscheinlichkeit vor allem das anhaltende Winterwetter schuld an der Misere ist, ist kein Trost. Aber Gift für die Renditen. Gestern schaltete C&A die ersten Preis-Anzeigen: T‑Shirts für 3 Euro und Hosen für 9 Euro. „Weil es Spaß macht, Geld zu sparen“, so der einfallslose Slogan. Dabei kosteten die Artikel mit 7 Euro und 19 Euro vorher schon nicht die Welt. Ob so ein Sommerschlussverkauf bei Winterwetter wirklich was bringt?
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