Die beiden Warenhaus-Macher gaben sich gestern beim Deutschen Handelskongress die Klinke in die Hand. Ein schiefes Bild, ich weiß, denn schließlich gibt es auf der Bühne des Berliner Maritim-Hotels keine Tür. Borletti und Fox, die beide nicht ganz unbedeutende Rollen bei der Schlacht um Karstadt gespielt haben, gaben unmittelbar nacheinander Ihre Vorstellungen von der Zukunft des Warenhauses zum Besten. Das direkte Aufeinandertreffen der Kontrahenten versprach interessant zu werden. Und das war es auch.Wenig überraschend war zunächst, dass beide tatsächlich eine Zukunft für die Warenhäuser sehen. Maurizio Borletti hat einen Gutteil seines nicht unbeträchtlichen Vermögens in Kaufhäuser wie La Rinascente und Printemps investiert. Thomas Fox hat als "Chief Restructuring Officer" im Auftrag des Insolvenzverwalters die Karstadt-Sanierung vorangetrieben und gilt als derjenige, der Nicolas Berggruen auf das Schnäppchen in Germany aufmerksam gemacht hat. Beide sollten von daher vom Sinn ihres Engagements überzeugt sein.
Der Italiener beschwor die Renaissance der Innenstädte und – kurioserweise – das Internet als Expansionsfeld für die "Handels-Dinosaurier". In der im internationalen Vergleich geringen Flächenproduktivität der deutschen Warenhäuser sieht er weniger ein Problem als vielmehr ein Potenzial zur Verbesserung, nach dem Motto: was in Frankreich geht, geht auch in Deutschland. Wenn er sich da mal nicht täuscht. Der Weg dahin führt für ihn über eine Formatstrategie, die Konzentration auf wenige Kategorien wie z.B. Fashion, Beauty und Living sowie einen neuen Auftritt mit möglichst viel Wow-Effekt.
Fox' Ansatz ist dem nicht unähnlich. Für den Sanierer ist das Warenhaus ein Einkaufszentrum ohne Wände, das über mehr Kundennähe und Lokalkolorit, über mehr Sortimentskompetenz durch Spezialisierung sowie mehr Innovation und Abwechslung wieder auf die Erfolgsspur gebracht werden kann.Fox nutzte das Podium für einige Anmerkungen zum Kampf um Karstadt (bei dem Borletti als Bieter unterlegen war). Die als "Deutsche Warenhaus AG" titulierte Fusion von Karstadt und Kaufhof sei von interessierter Seite initiiert worden, so Fox. Er sehe keine Veranlassung für ein Zusammengehen. In vielen, auch kleineren Märkten als Deutschland gebe es sehr wohl Warenhausunternehmen, die nebeneinander erfolgreich funktionierten. "Mit der 'Deutschen Warenhaus AG' hat Herr Cordes (der Metro-Chef) versucht, seine Kaufhof-Probleme auf dem Rücken von Karstadt zu lösen."
Fox sprach Klartext, mit seiner hemdärmeligen Art kam der bullige Manager im Publikum gut an. Etwas wirklich Neues hatte er freilich nicht zu verkünden. An schlüssigen Konzepten hat es den Warenhäusern ohnehin nie gemangelt. Die Umsetzung war stets das Problem. Verkrustete Strukturen, planlose Eigentümer, bockige Gewerkschaften, ständige Personalwechsel, auch die Medien standen dem vielfach im Weg, und es wird sehr darauf ankommen, wie nachhaltig der neue Eigentümer Nicolas Berggruen sein Engagement angelegt hat. Dazu gehört nicht zuletzt eine überzeugende Figur an der Spitze, die intern wie extern glaubwürdig ist. Der branchenfremder Sanierer Thomas Fox wird das nicht sein.
Am Rande des Handelskongresses wurde kolportiert, dass der neue Karstadt-Chef bereits feststeht und demnächst vorgestellt werden soll. Der neue Aufsichtsratschef Alain Caparros hatte wohl darauf gedrungen. Keine Ahnung, ob diese Information korrekt ist. Aber ich würde das Gerücht nicht weitertragen, wenn ich es nicht für glaubhaft hielte. Wer wird's? Wetten auf Namen werden angenommen. Bitte melden!