Es war fast wie beim Versandhandels-Kongress: Online, Omnichannel und Big Data waren beim Deutschen Handelskongress in Berlin in aller Munde. Ein bisschen ging es auch um Politik:
HDE-Präsident Josef Sanktjohanser: "Wir kommen vom Preis-Wettbewerb zum Qualitäts-Wettbewerb. Und künftig zum Vertrauens-Wettbewerb."
GfK-Chef Matthias Hartmann: "Die Verbraucher konsumieren im Moment lieber als ihr Geld zur Bank zu bringen."
Michael Otto appellierte an Handels- und Versandhandelsverband, die Kräfte zu bündeln: "Die Politik darf beim Datenschutz nicht übers Ziel hinausschießen. Wir sind auf einen leistungsstarken Datenschutz angewiesen. Er darf nicht geschwächt, aber auch nicht ausgebaut werden."
Peter Betzel, Deutschland-Chef von Ikea: "Unser wichtigstes Medium sind die Einrichtungshäuser." Betzel zitierte Ikea-Gründer Ingvar Kamprad: "Das meiste ist noch nicht getan."
Frank Seidensticker zitierte seinen Großvater Walter Seidensticker sen.: "Alles, was ich anfasste, wurde zu Hemden."
Butlers-Inhaber Wilhelm Joosten: "Die Handelswelt wird in zehn Jahren komplett anders aussehen. Man hat als Handelsmarke keine andere Wahl, als online zu gehen."
Breuninger-Aufsichtsrats-Chef und Front Row Society-Investor Harald Meilicke: "Als Investor stecke ich lieber Geld ins Internet als in eine Einzelhandels-Immobilie in Arnsberg/Westfalen. Andererseits: Für jeden Amazon oder Zalando sind mindestens zehn andere Online Retailer auf der Strecke geblieben."
Rocket Internet-CEO Alexander Kudlich: "Unsere Mitarbeiter sind im Schnitt 28 Jahre alt. Nach zwölf Jahren bis zum Abi und Bachelor-Studium sind sie mit 21 fertig mit der Ausbildung. Nach sechs, sieben Jahren mit jeweils 80-Stunden-Woche haben sie die gleiche Berufserfahrung wie ein 40jähriger."
Springer-Vorstand Andreas Wiele: "Bei Springer setzen wir auf lustvolle Selbstkannibalisierung. Das Silicon Valley nimmt auf nichts Rücksicht. Da machen wir uns lieber selbst Konkurrenz."
Handelsblatt-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs: "Medien müssen Communities um sich scharen. Das 'Handelsblatt' versteht sich als Gemeinschaft zur Förderung des wirtschaftlichen Sachverstands."
Katag-Chef Daniel Terberger: "Es ist schwieriger, erfolgreich 1000 Läden aufzumachen als ein erfolgreiches Online-Business aufzuziehen. Deswegen werden in einem Multichannel-Szenario die stationären Anbieter langfristig gute Chancen haben, erfolgreicher und profitabler zu sein."
McKinsey-Direktor Peter Breuer: "Nachhaltig erfolgreiche Multichannel-Konzepte habe ich noch nicht an so vielen Stellen gesehen (…) Der durchschnittliche stationäre Einzelhändler ist froh, wenn er weniger als 1 Prozent für seine IT ausgibt. Bei Pure Players sind das weit über 5 Prozent."
Michael Kliger, Managing Director von Ebay Enterprise, setzt auf "Connected Commerce": "Der Kunde unterscheidet nicht online, offline, stationär. Er sieht nur die Marke und will dort kaufen."
Kerstin Lehmann, OC+C, über die Kostenfolgen von Omnichannel-Vertrieb: "Jedes verkaufte Teil muss morgen 1,5 Kanäle finanzieren."
GDI-CEO David Bosshart fordert Mut und Kreativität: "Der deutsche Einzelhandel ist Weltmeister, wenn es um technologiegetriebene Optimierung geht. Das ist okay. Aber in disruptiven Zeiten braucht es ein bisschen mehr."
Stephan Swinka, ehemaliger CEO von Takko: "Ist der Kernnutzen von Amazon Lieferqualität? Dann haben andere Anbieter aber auch noch gute Chancen."
Douglas-CFO Erika Tertilt: "Wer hat heute noch einen AOL-Account? In der neuen Online-Welt ändern sich die Verhältnisse von heute auf morgen. Auch große Player können morgen schon wieder verschwunden sein."
Für Angelika Schindler-Obenhaus (Katag) hat der stationäre Einzelhandel noch längst nicht alle seine Möglichkeiten genutzt: "Der Handel begeistert seine Kunden zu selten. Er muss sie zu Fans machen. "