Dabei dürfte die Situation in seinem Heimatland dem Textilunternehmer einige Sorgenfalten in die hohe Stirn treiben. Der gebürtige Syrer lässt einen Gutteil seiner Ware in dem Land produzieren, das derzeit jeden Tag in den Nachrichten ist. Und das tut er im großen Stil – Multiline ist nach Adidas, Esprit und Hugo Boss der viertgrößte deutsche Bekleidungslieferant. Mit Private Labels setzt die Düsseldorfer Unternehmensgruppe nach eigenen Angaben rund 1,4 Mrd. Euro um. Anlass für die Wirtschaftswoche, den "Zeugwart der deutschen Billigketten" in einem fünfseitigen Portrait vorzustellen (das Aufmacherfoto zeigt ihn mit seiner Frau Jasmin). In dem informativen Beitrag von Mario Brueck (ein Ex-Kollege der Lebensmittel-Zeitung) erfährt man Persönliches, wie etwa über Arabs Vorliebe für Bananen, und es geht ausführlich um Geschäftliches, wie etwa sein Riesen-Projekt für 10.000 Mitarbeiter in Bangladesch. Der Unternehmer zeigt sich durchaus gerne mit Politikern; die WiWo druckt Fotos von Arab mit Angela Merkel, Al Gore und den Clintons. In politischen Fragen bleibt der 49jährige indes kurz angebunden.
Immerhin erfährt man, dass die undurchschaubare und verkastelte Firmenstruktur von Multiline auch wirtschaftspolitische Gründe hat. Zu Zeiten von Ghassan Arabs Vater Mohamed seien etliche syrische Betriebe verstaatlicht worden, weshalb viele Unternehmer ihre Geschäfte in einen Schwarm von Firmen zerlegt haben, um nicht so einfach gefressen werden zu können. Nun kämpft die politische Führung in Syrien zurzeit selbst ums Überleben, mit allen furchtbaren Mitteln. Dass sich Arab da soweit es geht heraushalten möchte, ist vom wirtschaftlichen Standpunkt aus nachvollziehbar. Bislang ist auch nichts darüber zu hören, inwieweit seine Fabriken von den Kämpfen betroffen sind. Als bedeutender Arbeitgeber kennt Ghassan Arab die Präsidentenfamilie, wie er mir bei einem unserer letzten Treffen erzählte. Aber darüber hinaus äußerte er sich schon damals nicht. "Finger weg von der Politik", heißt es jetzt auch wieder in der Wirtschaftswoche. "Damit sind wir drei Generationen gut gefahren."
Bitte lesen Sie dazu auch: "Zu billig ist moralisch verwerflich"