…über die Simulation einer internationalen Fashion Week, die – anders als Paris und Mailand – kaum Beachtung in Fachkreisen findet. Auch weil die Designer in Berlin keiner kennt, und es sich zudem in den meisten Fällen leider nicht lohnt, sich die Namen zu merken.
…über den ehrenwerten Versuch des Fashion Council Germany und anderer Berliner Akteure, dies zu ändern.
…über das von Medien, Schulen und anderen Multiplikatoren propagierte schiefe Ideal des Modedesigners als ein dem Kommerz enthobenen Künstler und künftigen Lagerfeld. Und die gleichzeitige Realität von Kreativen, die sich in Berliner Hinterhöfen selbst ausbeuten, bis Geldmangel oder Schwangerschaft die Karriere beenden, bevor sie begonnen hat. Währenddessen pflegen die Luxuskonzerne fast nur noch ihre Heritage Brands und wechseln Kreative aus wie Fußballclubs ihre Trainer, um das Geschäft in Schwung zu halten. Und die Industrie brütet über KI und arbeitet an C2M-Geschäftsmodellen…
…über eine vom Steuerzahler finanzierte Sause für die Berliner Bubble und glanzvolle Events, bei denen sich alle fragen, was all die anderen Schicken und Schönen eigentlich mit der ganzen Sache zu tun haben.
.…über Politiker, die sich im Glanz des Modezirkus sonnen und von der Mode als Wirtschaftsfaktor und Milliardenumsätzen schwärmen, die in Berlin aber im Wesentlichen im Einzelhandel und bei Zalando anfallen.
…über die Frage, ob es wirklich noch mehr Panels und Vorträge zum Thema Sustainability braucht, wo sich eh alle einig sind, dass Mode ein dreckiges Geschäft ist. Jedenfalls jenseits von Berlin, wo die Adressaten dieser Kritik sitzen. Die natürlich wieder mal allesamt zuhause geblieben sind.
…über die vertane Chance der Modeindustrie, diesen einzigen deutschen Standort mit wirklich zeitgemäßem Appeal und potenziell internationaler Strahlkraft, wenn schon nicht als Messestandort, so doch wenigstens für Promotionzwecke und zum Netzwerken zu nutzen. Ausnahmen wie Marc Cain und Thomas Sabo bestätigen die Regel. Von der Ignoranz gegenüber dem kreativen Nachwuchs mal gar nicht zu reden.
…über ein paar Tage Schnuppern am Zeitgeist und visionäre Inspiration, die – sofern man sich freimacht von falschen Erwartungen an eine unmittelbare modische oder kommerzielle Relevanz – in die Kalibrierung von Angeboten und Markenstrategien einfließen könnte.
Aber ich habe heute leider keine Zeit.