Freitag, 12. Januar. Snipes-Gründer Sven Voth zieht sich zurück. Er übergibt das Zepter an Dennis Schröder, der im vergangenen Jahr als General Manager Europe in Köln eingestiegen ist. Zwei Jahre will Voth noch an Bord bleiben und sich um Innovations- und Wachstumsthemen kümmern, dann scheidet er aus dem Unternehmen aus. Dass er unter dem neuen CEO intern als lame duck wahrgenommen wird, steht nicht zu befürchten.
Es ist das Ende einer Ära und eine deutsche Retail-Erfolgsgeschichte, die viel zu wenig gewürdigt wird. Sven Voth hat Snipes 1998 gegründet und mit Unterstützung von Deichmann auf über 750 Filialen in 12 Ländern gebracht. Nebenbei baute er auch ein florierendes Agenturgeschäft auf, das rund 25 Streetwear-Brands an knapp 500 Adressen in Europa, im Mittleren Osten und Australien vertreibt.
Die vielleicht größte Leistung dabei ist, dass das Unternehmen trotz der Größe und kommerziellen Ausrichtung seine Credibility in der Streetwear-Szene bewahrt hat. Das hängt nicht nur mit einem zielgruppengerechten Marketing, sondern auch ganz wesentlich mit den handelnden Personen zusammen. Es sieht alles danach aus, als sei mit der geordneten Staffelübergabe für maximale Kontinuität gesorgt.
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Dienstag, 16. Januar. Ara verkauft Lloyd an Arklyz. Damit kommt die 2023 angekündigte Selbstzerlegung des Schuhkonzerns zum Abschluss. Davor wurden das Einzelhandelsgeschäft von Salamander und Klauser an eine Investorengruppe und die Marke Salamander an AstorMüller abgegeben. Der Ara-Konzern fokussiert sich wieder auf die Kernmarke Ara. Da bleibt genug zu tun.
Die traditionsreiche Herrenschuhmarke Lloyd wird dafür Teil eines internationalen Firmenkonglomerats. Die Schweizer Beteiligungsgesellschaft Arklyz ist spezialisiert auf Unternehmen im Bereich Sport‑, Freizeit- und Arbeitsbekleidung. Die Tochter Intersocks produziert Strümpfe für Marken wie u.a. Burton, Asics, Icebreaker und Jack Wolfskin sowie Funktionsunterwäsche u.a. für Salomon, Nordica und Head. In Osteuropa vertreibt man Marken wie Crocs und Hunter im Wholesale und betreibt zudem 30 Crocs-Monobrand Stores. Zuletzt sorgte Arklyz mit der Übernahme von The Athlete’s Foot (TAF) mit über 550 Standorten in USA sowie des deutschen Sneaker-Spezialisten Asphaltgold für Aufsehen. Jetzt folgt mit Lloyd ein Premium-Schuhhersteller. So ganz erschließt sich die Stoßrichtung der Arklyz-Akquisitionen Außenstehenden noch nicht. Offenbar nutzt hier ein cleverer Investor Opportunities im kränkelnden Schuhbusiness.
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Mittwoch, 17. Januar. In einem vielfach desaströsen Branchenumfeld meldet Hugo Boss für 2023 einen Umsatzrekord und Wachstum auf allen Märkten und Kanälen. Das vierte Quartal war mit 10% plus das umsatzstärkste ever. Das EBIT legte überproportional um 17% auf 121 Millionen Euro zu. Zu wenig aus Sicht der Analysten: Die Aktie stürzt um 12% ab, Hugo Boss ist heute über 20% weniger wert als noch vor einem halben Jahr. Offenbar traut die Börse dem Braten nicht. Was auch mit einer generell skeptischen Bewertung der aktuellen Konsumperspektiven zusammenhängen mag. Nach einer lange Hausse-Phase wird selbst im Luxusmarkt nur noch mit moderatem Wachstum und höheren Margenrisiken gerechnet. China schwächelt. Auch Kering und LVMH haben seit Jahresanfang zweistellig verloren.
Zuletzt hatte die Nervosität an den Märkten About You zu spüren bekommen. Nach Bekanntwerden der positiven Quartalsergebnisse in der vergangenen Woche schnellte der Kurs am Mittwoch um 17% nach oben und riss sogar die lahmende Zalando-Aktie mit. Inzwischen hat About You das komplette Plus wieder verspielt. Zalando hat seit dem Höchststand im Juni 2021 übrigens mehr als 80% verloren und rangiert heute unter Ausgabepreis.
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Donnerstag, 18. Januar. Unter den Galeria-Interessenten ist mit Bernd Beetz ein prominenter Name aufgetaucht. Hinter dem Ex-Coty-CEO steht die milliardenschwere Reimann-Familie (Reckitt Benckiser), wird spekuliert. Der 73jährige, der zwischen 2018 und 2019 mal Aufsichtsratsvorsitzender von Kaufhof war, ist heute Präsident des Fußballclubs Waldhof Mannheim. Was die BILD-Zeitung prompt zu der etwas gemeinen Schlagzeile „Drittligist-Präsident will Galeria kaufen“ inspiriert hat.