Wenn am 4. März in LA die Oscars verliehen werden, wird es wie immer nicht nur darauf ankommen, wer wen wofür auszeichnet, sondern auch wer was trägt. Letzteres dieses Jahr ganz besonders. Um für Gesprächsstoff zu sorgen, wird es schon reichen, ein Kleid zu tragen, das nicht Schwarz ist. Ist man dann für oder gegen #metoo? Solidarisiert man sich mit den Opfern von Machtmissbrauch? Oder signalisiert man gerade Unabhängkeit und Emanzipation, indem man sich dem moralisch gebotenen Dresscode oder zumindest einem hysterischen Medienphänomen widersetzt? Wie auch immer: Selten taugten Abendkleider derart als politisches Statement wie zurzeit.
Das musste gerade Herzogin Kate erleben, die es gewagt hat, zur britischen Filmpreisverleihung in einem grünen Kleid aufzulaufen. Natürlich war die Aufregung groß, dass ein derart exponierter Promi wie die britische Thronfolger-Gattin, bei der man davon ausgehen kann, dass bei ihren öffentlichen Auftritten nichts dem Zufall überlassen bleibt, sich ganz offensichtlich dem vermeintlichen Zeitgeist verweigert. Immerhin, das sei zu Kates Entlastung erwähnt, war das Kleid dunkelgrün – sehr dunkelgrün! Und nicht etwa das knallige Greenery. Aber das war ja auch Pantones Farbe des vergangenen Jahres.
#metoo scheint insbesondere dort ein Problem zu sein, wo die Scheinwerfer besonders hell leuchten. So sahen sich die Macher der Berlinale mit der Aufforderung konfrontiert, den roten durch einen schwarzen Teppich zu ersetzen. Gut, dass man beim Rot blieb. Schwarz hätte doch allzu viel Licht geschluckt.
Zum Thema passt eine weitere Nachricht dieser Woche: Primark sieht sich in England Sexismus-Vorwürfen ausgesetzt. Wegen Umkleidekabinen, die mit "Girls" statt mit "Women" markiert sind, während die Männer selbstverständlich bei "Men" (und nicht bei "Boys") Hosen anprobieren dürfen.
Die Sexismus-Debatte, so berechtigt das Anliegen dahinter ist, nimmt langsam dogmatische Züge an. Und sie ist vielfach bigott. Wolfgang Joop hat gerade darauf hingewiesen, dass in den 80er und 90er Jahren jeder in der Kreativenszene wusste, worauf er sich einlässt. "Der Sexismus gehörte dazu. Was nicht heißt, dass es richtig ist. Aber er wurde auch nicht hinterfragt. (…) Das war die Vereinbarung." Sich jetzt nach 20 Jahren darüber aufzuregen, sieht Joop als scheinheilig an und letztlich als publicityträchtige Skandalisierung. Das lenke nur von den wahren Problemen ab: der Ausbeutung und Vergewaltigung der Natur, der Notwendigkeit zu Abrüstung und Frieden. "Es passiert vieles in Beziehungen, das nicht in Ordnung ist. Aber Schädigungen, die die Zukunft unserer Kinder betreffen – sind nicht das die eigentlichen Themen?"
Und sonst?
… war die Sneaker Colab von Adidas und BVG bislang der Marketing-Coup des Jahres. Jetzt legen die Herzogenauracher mit Telekom- und Lufthansa-Schuhen nach. Und VOR tut sich mit BMW zusammen. Horizont hat dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass solche Kollaborationen keine neue Idee sind.
… lässt sich die Süddeutsche heute auf Seite 1 (!) über Flanking und Pin Rolls aus, also die Tatsache, dass Sneaker barfuß und zu hochgekrempelten Jeans getragen werden. Was wahrscheinlich mit den arktischen Temperaturen kontrastieren sollte. Der Autor hätte mal vor die Tür gehen sollen. In München demonstrieren zumindest die Jungs Style mit plakativen Socken, von Adidas, Ellesse oder Stance.
… beklagt die Bundeswehr fehlende Winterbekleidung. Wir wüssten da ein paar Adressen, wo es noch welche gibt.