Es sind im wahrsten Sinne Luxus-Probleme, die LVMH & Co. da haben. Von zweistelligen Wachstumsraten verwöhnt, verzeichnen die meisten Luxusmarken im ersten Quartal lediglich Zuwächse im einstelligen Bereich. Die Unternehmensberatung Bain progostiziert für den Luxusmarkt 2013 nur noch ein Plus von 4 bis 5 Prozent, nach 10 Prozent im vergangenen Jahr. Muss man sich Sorgen machen? Nur wenn man Luxus-Aktien hält, denn die Börse reagiert allergisch auf solche vermeintlichen Negativmeldungen. Ansonsten ist mit meinem Aufsatz zur Luxus-Blase eigentlich alles gesagt.
Tatsächlich gehören die Luxusmarken nach wie vor zu den großen Gewinnern im Modemarkt, neben den Online-Retailern. Luxus online erscheint demnach als ultimative Erfolgsformel, und Prada & Co haben das natürlich auf dem Schirm: Einer aktuellen Studie von Roland Berger zufolge wollen die Luxusmarken ihren Online-Umsatzanteil in den kommenden fünf Jahren von derzeit durchschnittlich 5 auf 8 Prozent steigern. Zum Online-Boom gibt es jetzt auch noch eine Studie des HWWI, die bei insgesamt weiter rückläufigem Marktvolumen von gleichzeitig zu erwartenden Marktanteilsgewinnen der Web-Händler spricht. Für die Stationären wird es also künftig noch enger. Interessanterweise hat eine andere diese Woche veröffentlichte Studie ermittelt, dass der Run auf Handelsimmobilien anhält, ja dass er sich sogar verstärkt; im ersten Quartal wurden in Europa nach Angaben von CBRE 7,9 Mrd. Euro und damit im Vorjahresvergleich 26 Prozent mehr in Einzelhandelsobjekte investiert. Kann es sein, dass da jemand noch an Läden glaubt?
Ansonsten fordert das miserable Frühjahrsgeschäft in Deutschland erste Opfer. Joh in Gelnhausen ist nach 250 Jahren pleite. Karstadt gerät mit Umsatzeinbrüchen in die Schlagzeilen. Esprit sinkt immer tiefer in die Krise. Und Gerry Weber stundet dem Handel vier Wochen die Zahlungen. Ähnliches hatten die Schuheinkaufsverbände vor Wochen schon verkündet. Nach dem Motto: Tue das Unvermeidliche und rede darüber. So macht man als Lieferant das Beste aus einer Krise.
Das Frühjahr kann die Branche geschäftlich abhaken. Es bleibt kaum mehr Zeit, zu regulären Preisen zu verkaufen. Dass es am Wetter lag, ist ein schwacher, aber immerhin ein Trost. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und das Konsumklima haben sich nicht wesentlich geändert, so dass fürs zweite Halbjahr wieder alles drin ist. Dass der Sommer erst im November endet, wollen wir jedenfalls nicht hoffen.
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