Ende gut, alles gut? Es ist natürlich kein Zufall, dass der Massenbeitritt zum Textilbündnis gerade in der Woche passiert, in der die G7 Bayern ins Chaos stürzen. Es ist, als wolle Entwicklungsminister Gerd Müller ("Let's tschainsch se world") sich in Elmau noch zu den Großen an den Tisch drängeln, wo ansonsten so Themen wie Isis, Frauen und Antibiotikaresistenzen verhandelt werden. Die Modekonzerne taten ihm den Gefallen und gönnten ihm den politischen Triumph. Dieser schadet ja nun auch keinem mehr, nachdem die Textil-Lobby dem ursprünglich von Müller vorgeschlagenen Aktionsplan jedwede Verbindlichkeit ausgetrieben hat. So können sich nun beide Seiten als Sieger fühlen: der Minister, weil er das zunächst gescheiterte Textilbündnis doch noch schmieden konnte, und die Unternehmen, weil sie den schwarzen Peter los sind und nun quasi amtlich saubere Geschäfte attestiert bekommen. Die Wirkung stellt sich prompt ein: "Juchu! H&M wird endlich fair!" titelte beispielsweise Cosmopolitan.de. Nur die NGOs werden stänkern, aber das ist ja ihr Job.
Ist das Textilbündnis nun eine gute oder eine schlechte Nachricht für die Arbeiter in den Textilfabriken? Es ist womöglich gar keine. Die Situation in den Beschaffungsländern wird sich nicht bessern, weil an runden Tischen im fernen Deutschland wohlfeile Erklärungen formuliert werden. Kurzfristig jedenfalls nicht. Politischer Druck muss in erster Linie vor Ort wirken, und da hat das Bundesentwicklungsministerium durchaus Einflussmöglichkeiten.
Aber natürlich tragen Initiativen wie das Textilbündnis zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit bei. In dem Maße, wie das Bewußtsein der Kunden für saubere Geschäfte steigt, wird dies für die Unternehmen wirtschaftlich relevant. Das ist ein ungleich wirksamerer Hebel für Veränderungen als eine politische Reglementierung. Die Unternehmen müssen Nachhaltigkeit entsprechend ernst nehmen. Noch taugt das Thema sogar zur Differenzierung im Wettbewerb. Doch bald werden Sozial- und Öko-Verträglichkeit eine Selbstverständlichkeit sein. Glaubwürdig werden morgen nur die Marken sein, die das Thema heute schon ernst nehmen.
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Und sonst?
Verkauft Advent Douglas an die Kollegen von CVC. Der geplante Börsengang ist abgesagt. Nach dem schnellen Rein-Raus von Advent ist der Konzern keiner mehr: die Töchter Christ und Hussel verkauft, AppelrathCüpper und Thalia abgespalten, die Parfümeriekette Douglas nach der Übernahme von Nocibe deutlich größer und internationaler. Familie Oetker ist ausbezahlt, und der Finanzinvestor Advent dürfte einen guten Schnitt gemacht haben. Geblieben ist Familie Kreke, Kopf und Herz von Douglas sind also noch da.
Haben Pinterest und Instagram diese Woche "Buy it" und "Shop now"-Buttons angekündigt. Facebook und Twitter testen entsprechende Anwendungen, auch Google bereitet sich darauf vor, demnächst nicht nur Informationen, sondern auch Ware per "Buy"-Button zu verbreiten. Die sozialen Netzwerke werden zu Shopping Plattformen. Und zu noch mächtigeren Wegelagerern auf der Customer Journey.
Hat der britische Werberat Saint Laurent ein Werbemotiv untersagt, das ein besonders dürres Model erschöpft in der Zimmerecke liegend zeigt (Nein, es ist nicht Hedi Slimane). Durch das Verbot geht das Foto jetzt um die Welt. Ob der Werberat das gewollt hat? Und Saint Laurent?
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