Passiert large

Saint Laurent und H&M preloved. Amazon gestolpert. Quelle-Shops reloaded.

PhotoWas für ein Haus muss Catherine Deneuve in der Normandie besitzen? Und hat sie in Paris nur eine Zweizimmerwohnung? Weil sie ihren Zweitwohnsitz aufgebe, trenne sie sich nun auch von ihrer Garderobe, ließ die 75jährige verkünden. Das ist zwar kein zwingender Zusammenhang, aber eine tolle Gelegenheit für alle Haute Couture-Sammler: 300 Kleidungsstücke, die Yves Saint Laurent für seine Freundin anfertigte, sollen nun am 24. Januar bei Christie’s versteigert werden. Saint Laurent ist offenbar nicht nur den Vornamen, sondern auch eine beste Kundin losgeworden.

Pre-loved funktioniert zugleich auch am anderen Ende der Preis-Skala. Stylight hat diese Woche nachgeforscht, zu welchen Preisen Stücke aus den H&M‑Designerkooperationen heute gehandelt werden. Demnach kosten die Sweatshirts von Stella McCartney heute im Netz ab 370 Euro. Die Balmain-Perlenjacke (OVP 399 Euro) gibt es ab 900 Euro, das Pailettenkleid hat sich im Preis ebenfalls mehr als verdoppelt (ab 350 Euro statt 149 OVP). Kommenden Donnerstag startet Moschino. Mittwochabend lädt H&M in Berlin zum exklusiven Preshopping. Ein Pflichttermin für alle Mode-Spekulanten.

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Viel Geld verloren hat diese Woche Jeff Bezos: Über 19 Milliarden in nur zwei Tagen! Auch in dieser Hinsicht hat der Amazon-Gründer mal wieder einen Rekord gebrochen. Die Aktie war nach Bekanntgabe des Quartalsbericht abgestürzt. Trotz eines Umsatzwachstum von fast 30 Prozent und einer mehr als Verzehnfachung des Gewinns. Der Grund: Die Prognose fürs Weihnachtsgeschäft fiel unerwartet zurückhaltend aus. Der Online Retailer  erwartet ein Plus von 10 bis 20 Prozent. Nur. Ist das der Anfang vom Ende Amazons?

Vielleicht haben die Anleger aber auch nur die Fotos des Amazon Fashion Stores an der Londoner Baker Street gesehen. Der kommt so blutleer daher wie die Website. Wer sehen will, was das stationäre Geschäft heute ausmacht, der sollte sich die neue, spektakuläre Skater-Anlage in der Menswearabteilung von Selfridges ansehen, die ebenfalls gerade eröffnet hat. Doch zurück zu Amazon: Auf der Popup-Fläche gibt es Marken wie Calvin Klein, Tommy Hilfiger, Filipp K und Gestuz. Und natürlich Amazon-Eigenmarken. Unklar ist, was der Laden sollte. Die Konsumenten beeindrucken? Der Konkurrenz Angst machen? Beides dürfte kaum aufgegangen sein. Das Ganze ging wohl am ehesten aufs Marketingbudget. Google hatte in München kürzlich ein ähnliches temporäres Event-Format am Start (Google Pixel Studio).

Jeff Bezos wird trotzdem ruhig schlafen können. Amazon und das ist es, was wirklich zählt gilt in den USA als die vertrauenswürdigste Institution, gleich nach der US Army. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Georgetown University und der NUY. Dazu passen die diese Woche veröffentlichten Ergebnisse des YouGov Brand Index. Danach führt Amazon das Markenranking im Bereich Einzelhandel an, mit großen Abstand vor dem Zweitplatzierten MediaMarkt.

Beliebtester Modehändler ist laut YouGov übrigens Engelbert Strauss, vor Deichmann, C&A und P&C. Ein sensationelles Ergebnis, vor allem weil der Workwear-Spezialist ja gar kein originärer Modeanbieter ist und auch lediglich eine Handvoll Märkte betreibt.

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Wahrscheinlicher und mit Sicherheit cleverer als selbst stationär zu expandieren, ist es, die vorhandenen Läden in den eigenen Marktplatz zu integrieren. Das versucht Zalando zurzeit mit Hochdruck. Bis Jahresende sollen 600 stationäre Geschäfte und damit dreimal soviele wie aktuell noch in die Zalando-Plattform eingebunden und damit quasi zum Außenlager der Berliner werden. Das verkündete Zalando-VP Carsten Keller gegenüber dem Handelsblatt. Insgesamt gebe es in Europa 500.000 Läden, die sich als Partner anböten. Es ist das Revival der Quelle-Shop-Idee. Nur heißt es heute Omnichannel Retail.

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