Der Zeitpunkt war natürlich Zufall, aber trotzdem passend: Zalando übernimmt Kickz – der Online-Pure Player investiert in stationäre Geschäfte. Als hätten die Euroshop-Macher die Nachricht bestellt, pünktlich zum Auftakt dieser weltgrößten Messe für Ladenausstattung. Diese setzt das rasante Wachstum des Online Shopping zunehmend unter Legitimationsdruck. Wer soll all die in Düsseldorf präsentierten Schaufensterfiguren, Ladeneinrichtungssysteme und Kühltruhen verbauen, wo der stationäre Handel doch angeblich keine Zukunft hat?
Jetzt mal langsam. Die Meldungen vom Tod des Ladeneinzelhandels waren – frei nach Mark Twain – schon immer übertrieben. Dass der Markt für alle enger wird, ist klar. Aber so wie das Fernsehen nicht das Kino und das Kino nicht das Radio verdrängt hat, werden die Onliner den Offlinern nicht komplett den Garaus machen. Kino und Radio funktionieren heute freilich anders als früher, und so wird sich auch der stationäre Einzelhandel anpassen, seine Stärken betonen und die Möglichkeiten der Digitalisierung für sich nutzen müssen. Wer mit offenen Augen über die Euroshop lief, konnte eine Menge Anregungen und Lösungen finden.
Die Verbraucher sind im übrigen längst weiter als der Einzelhandel: sie sind noline. Für sie zählt nur, ob ein Angebot überzeugend ist, egal ob stationär oder online. Auch im Internet wachsen die Bäume schließlich nicht in den Himmel. Gerade erst ging der deutsche Online-Pionier Frontlineshop mit seiner französischen Mutter in die Insolvenz.
Und sonst?
Während die deutsche Bekleidungsindustrie ihre Ware im Ausland fertigen lässt, produziert Trigema mit Ausländern auf der Schwäbischen Alb. Wolfgang Grupp hat 14 Flüchtlinge eingestellt. Vier weitere fangen demnächst an, drei haben sich gerade beworben. „Und wer nicht nähen kann, den lernen wir an“, sagte Grupp dem Handelsblatt.