Von wegen! Der Absatz von Superyachten ging im vergangenen Jahr um 17 Prozent zurück, wie das Magazin Superyacht-Times mitteilt. Nicht dass wir sowas lesen, das stand in der SZ. Weil die russischen Oligarchen als Käufer ausbleiben, erlebt die Branche einen Einbruch. Gleichzeitig ist es so, dass die Schiffe immer größer (und teurer) werden. Die Scheichs verfügen durchschnittlich über 62 Meter, die Russen 61 Meter und die Amerikaner 54 Meter. Manchmal kommt es eben doch auf die Länge an.
Aber warum sollte es den Werften auch besser gehen als der Luxusindustrie. Nach den diese Woche vorgelegten Ergebnissen verzeichnet LVM nur noch ein mickriges Wachstum von 3 Prozent, der Absatz vom Champagner war sogar rückläufig. An weniger Schiffstaufen allein kann das nicht liegen. Die Flasche Ruinart Rosé kostete beim Weinhändler um die Ecke unlängst noch 60 Euro, inzwischen sind es an die 90. Es gibt dort gottseidank auch ordentlichen Crémant.
Auch Arnault-Rivale Kering musste im ersten Halbjahr ein hohes Umsatzminus und einen drastischen Gewinneinbruch hinnehmen. Schuld ist Gucci, dessen Umsatz um 21 Prozent geschrumpft ist. Von der Cash-cow zur Crash-Cow sozusagen. Es ist ein weiterer Beleg für das eherne Gesetz im Modebusiness: Je größer der Hype, desto schneller geht’s mit einer Marke wieder runter. Sabato de Sarno scheint den Niedergang einstweilen nicht aufhalten zu können.
Sein Vorgänger Alessandro Michele wurde bekanntlich als neuer Chefkreativer von Valentino verpflichtet. Nach den ebenfalls diese Woche vorgelegten Jahresergebnissen wissen wir jetzt auch, warum man den lange sehr erfolgreichen Pierpaolo Piccioli gegen den Ex-Gucci-Macher ausgetauscht hat. Mal sehen, ob die exaltierte Michele-Show bei Valentino ihre nahtlose Fortsetzung erfährt. Vielleicht ist Michele ja so klug, eine Symbiose aus der eleganten Valentino-Heritage und seinem instagramablen Flohmarktlook zu versuchen.
Die Zahlen bestätigen im Übrigen, wie sehr die Luxusindustrie mittlerweile von China abhängig ist. LVMH und Kering haben die Konsumlaune der Chinesen negativ zu spüren bekommen, auch Zegna verzeichnet bei insgesamt guter Entwicklung ein schleppendes Geschäft im Reich der Mitte. Bei Prada ist es umgekehrt: die Hauptlinie und ihre kleine Schwester Miu Miu haben von einer gestiegenen Nachfrage in China profitiert. Um 16 Prozent ging es im ersten Quartal insgesamt nach oben, Miu Miu wuchs sogar um 89 Prozent. Auch Hermès konnte die Erwartungen der Analysten aufgrund eines überraschend guten China-Plus im ersten Quartal übertreffen.
In einem politisch forcieren Derisking oder gar einem Decoupling liegt ein großes Risiko für LVMH & Co. Jeder Spion, der den Behörden ins Netz geht, muss die Risikomanager in Paris besorgen.
China ist für westliche Anbieter Chance und Risiko zugleich. Da geht es den französischen und italienischen Luxury Brands nicht anders als der deutschen Autoindustrie. So wie die Chinesen Bekleidung fertigen können, beherrschen sie inzwischen auch die komplexere Autoproduktion, technisch sind sie VW & Co sogar überlegen, wie man auf der gestern in Peking eröffneten Messe Auto China sehen kann.
Das Distinktionspotenzial von europäischen Luxusmarken basiert indes nicht nur produktionstechnischem Können, sondern auch auf einer über Jahrzehnte gewachsenen Heritage. Deswegen werden die chinesischen Luxus-Kunden bestimmt noch eine ganze Weile lieber Dior oder Prada tragen oder Mercedes und Porsche fahren.
Nichtsdestotrotz liegt in einem politisch forcieren Derisking oder gar einem Decoupling ein großes Risiko für LVMH & Co. Jeder Spion, der den Behörden im Westen ins Netz geht, muss die Risikomanager in Paris sorgen.
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Was ist sonst noch so passiert im Luxusbusiness?
Giorgio Armani hat im Interview mit Bloomberg einen Verkauf oder einen Börsengang nicht ausgeschlossen. „Es ist eine Option, die hoffentlich in ferner Zukunft in Betracht gezogen werden kann“, formulierte er etwas gewunden. Ferne Zukunft? Der 89jähige hätte auch sagen können: „Das werde ich nicht mehr erleben.“
Hedi Slimane soll bei Celine vor dem Absprung stehen. Angeblich ist ein Nachfolger schon berufen. Ob dann der accent aigu wiederkommt?
Handtaschendesignerin Nancy Gonzalez (71) wurde in Miami zu 18 Monaten Haft verurteilt, weil sie jahrelang Taschen aus verbotenem Krokoleder ins Land geschmuggelt hat. Bislang waren Grauimporte eine Domäne der Postenhändler.
Die US-Kartellbehörde blockiert die Fusion von Capri und Tapestry. Coach und Michael Kors könnten zusammen eine marktbeherrschende Stellung bei Handtaschen bekommen und die Preise anheben, so die Befürchtung der Kartellwächter. Dabei hat der Rest des Marktes längst vorgemacht, dass Preiserhöhungen auch ohne Fusionen möglich sind.
Vor ein paar Tagen hat Jaquemus noch eine Brautmodenkollektion lanciert. Jetzt wurden er und sein Ehemann Väter von Zwillingen. So schnell kann‘s heutzutage gehen.
Philipp Plein hat eine pompöse Gender Reveal-Party gegeben. „It’s a Boy!“, verkündete er via Instagram. Der vierte übrigens. Es sah eigentlich alles aus wie bei der Feier vor gut einem Jahr. Nur dass die Mutter, wenn man genau hinschaut, eine andere ist. Am selben Tag kuschelte Pleins Ex Lucia Bartoli ausnahmsweise ungeschminkt mit den beiden Söhnen Rocket und Rouge in einem putzigen Clip, ebenso auf Instagram. Ob man im Plein-Universum für so subtile Botschaften empfänglich ist?