Was ist nur im Einzelhandel los? In den vergangenen Tagen gingen Retailer reihenweise in die Knie: AWG (300 Filialen), K+L (54 Häuser), Monsoon Accessorize (30 deutsche Stores), Gerry Weber (international über 800 eigene und 280 Partnerstores)… 2018 fordert seinen Tribut. Das Extremwetter-Jahr wird in den meisten Bilanzen Schleifspuren hinterlassen. Aber wer vorher schon schwach auf der Brust war, den haut es nun eben um. Auch H&M hat für 2018 einen Gewinneinbruch verkünden müssen; trotz auffällig häufiger Rabattaktionen hat es in dem für die Schweden nach wie vor sehr bedeutsamen deutschen Markt nur zu einem 1%-Umsatzminus gereicht. Aber H&M ist ein im Kern gesundes Unternehmen, das 1,5 Milliarden Euro von der Verlustzone entfernt ist. Im Verdrängungswettbewerb zählt eben Substanz – finanziell und konzeptionell.
Nun kann man natürlich, wie manche Medien das tun, alle in einen Topf werfen und den Niedergang des stationären Einzelhandels und der deutschen Modeindustrie bejammern. Das führt aber nicht weiter. Nicht der Markt ist schuld. Sondern es sind in der Regel individuelle Versäumnisse, falsche Weichenstellungen und Managementfehler, die Unternehmen in die Krise stürzen. Die Insolvenz ist da letztlich nur der Versuch, unter Gläubigerschutz längst fällige Anpassungen mit der Brechstange vorzunehmen. Das geht dann auf Kosten von Vermietern und insbesondere der Mitarbeiter. Zählt man den bei Kaufhof und Karstadt ebenfalls dieser Tage angekündigten Stellenabbau dazu, stehen allein in den genannten Unternehmen zurzeit fast 7000 Arbeitsplätze zur Disposition.
So hart die Sanierung für viele Beteiligten ausfallen wird – wirklich relevant ist die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Krisenunternehmen. Eine Vision für das Warenhaus der Zukunft zu entwickeln, ist noch eine vergleichsweise leichte Übung. Die Frage ist, ob die für den notwendigen Umbau des Geschäftsmodells erforderlichen Mittel ausreichen und ob der Markt Kaufstadt die Zeit lässt. Auch zu verkünden, man wolle das Modern Classic Mainstream-Segment wieder sexy machen, wie Gerry Weber-CEO Ehling das am Sonntagabend vor seinen Handelskunden in Düsseldorf tat, ist leichter gesagt als getan.
Aber man muss es versuchen.
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Und sonst?
… haben Tausende Muslime in den USA eine Petition unterzeichnet, in der sie Nike auffordern, ein Air Max-Modell vom Markt zu nehmen, dessen Sohlendesign dem arabischen Wort für Allah ähnelt. Gutes Design tritt halt immer irgendjemandem auf die Füße.
… fand sich Medienberichten zufolge in einer Primark-Socke in Großbritannien angeblich ein menschlicher Knochen. Das kommt davon, wenn man Qualität zu sehr mit den Füßen tritt.
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