Die Premium drückt den Reset-Knopf. Gut so. Anderer Ort, andere Zeiten, anderes Format – Anita Tillmann und Jörg Arntz haben verstanden, dass die Januar-Premium im Juli keine Chance auf Wiederholung gehabt hätte. Mit der Rückkehr ans Gleisdreieck knüpft die Messe an ihre glorreiche Zeit an und bietet wieder den inspirierenden Rahmen, den die Modeleute schätzen. Die Verkürzung auf zwei Tage bringt eine Zeit- und Kostenersparnis, zugleich sollte sich der straffere Kalender positiv auf die Frequenz auswirken. Mit der Verlängerung bis 22 Uhr können Aussteller ihre Präsenz für Events nutzen, was der Businessveranstaltung mehr Happeningcharakter verleiht. Und die Limitierung der Stände auf maximal 100 m² sorgt nicht nur für einen demokratischeren Eindruck, in dem nicht Marktmacht, sondern Qualität zählt, sondern sollte insbesondere den großen Brands eine Kostenargumentation gegen eine Teilnahme erschweren. Ob es auch zu anderen Quadratmeterpreisen kommen wird, ist freilich nicht bekannt.
Die Messe-Macher haben ihre Hausaufgaben jedenfalls gemacht. Jetzt liegt es an den Ausstellern, das neue Konzept mitzutragen.
Die Industrie von einer Teilnahme zu überzeugen, dürfte nicht einfach werden. Da gibt es grundsätzliche Vorbehalte gegenüber Messebeteiligungen, insbesondere wo der Fokus auf D2C liegt. Und da gibt es aktuell Budget-Nöte, weil die Geschäfte zurzeit sind wie sie sind und Kosten eingespart werden müssen.
Der Reset liefert Ausstellern wie Besuchern wieder Argumente, im Sommer erneut die Reise nach Berlin anzutreten. Man sollte diese Chance nutzen. So wie der Markt sich entwickelt, mag man den Sinn von Messen anzweifeln. Aber bislang gibt es keine Plattform, die das Multilabel-Business besser zusammenbrächte, als diese halbjährigen Branchentreffen – zur Information, zur Motivation, zum Netzwerken. Wenn es in Deutschland keine solche Veranstaltung mehr gäbe, würden sich vermutlich bei vielen Marktteilnehmern Phantomschmerzen einstellen. Insofern hat sich die Premium vorerst nicht nur selbst gerettet, sondern vielleicht ein klein wenig auch die Branche.