Samstag, 6. März. Dass Lidl und Aldi in ihren Filialen heute bereits Corona-Selbsttests anbieten, während die Politiker in den Talkshows noch Teststrategien diskutieren, ist ein weiteres Armutszeugnis für die deutsche Bürokratie. Und ein gelungener PR-Coup der Discounter, die damit unseren Ruf als Logistik-Weltmeister retten.
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Montag, 8. März. Die Personalie ist schon ein paar Tage alt, genau genommen vom vergangenen Mittwoch. Aber erst heute (zum Weltfrauentag) schafft die Nachricht es in die Newsspalten der deutschen Fachpresse: Muge Erdirik Dogan ist die neue Chefin von Amazon Fashion. Und damit de facto eine der mächtigsten Menschen im globalen Modebusiness. Analystenschätzungen zufolge setzt Amazon allein in USA mehr als 30 Milliarden Dollar mit Bekleidung und Schuhen um, und das war vor der Corona-Krise. Bemerkenswert ist zudem der Background von Dogan. Sie hält einen Master in Chemie und hat in Mathematik promoviert. Ihr letzter Job bei Amazon war im Logistikbereich. Wie es aussieht, sind im Fashion Business künftig Qualifikationen gefragt, die über den Nagold-Abschluss oder das Modedesign-Studium hinausreichen.
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Eine weitere Nachricht aus den USA, ebenfalls zum Weltfrauentag: MacKenzie Scott hat wieder geheiratet. Die Ex-Frau von Jeff Bezos wird einem dabei immer sympathischer. Erst spendet sie ihre Milliarden an Dutzende von gemeinnützigen Organisationen. Jetzt heiratet sie einen Mann, der mit dem Amazon-Gründer lediglich den Haarschnitt gemeinsam zu haben scheint. Dan Jewett ist Lehrer an der Schule, auf die Scotts Kinder gehen.
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Ebenfalls diese Woche in den Medien: Giny Boer, seit einem halben Jahr neue C&A‑Chefin. In diversen Interviews, u.a. für RP Online, Fashion United und die TW wird sie vor allem nach ihrer Karriere, Gleichberechtigung und Frauenquote gefragt. Alles wichtig, sicher. Aber hat C&A denn sonst keine Probleme? Die "Vorstellungsgespräche" der neuen Chefin hat die PR-Abteilung jedenfalls clever getimt.
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Dienstag, 9. März. In der ganzen Republik werden C&A‑Filialen von Kunden überrannt, nachdem das Unternehmen Rabatte annonciert hat. Fast wie früher, als sich zum WSV – Gott hab ihn selig – stets ein Riesen-Pulk von Schnäppchenjägern am Eingang drängte. Die Zeiten haben sich bekanntlich geändert. Heute schreiten Polizei und Ordnungsämter ein, weil Abstandsregeln nicht eingehalten werden. Und der BTE als Verbandsvertretung warnt den Einzelhandel vor Aktionen, die zuviel Frequenz bringen, um weitere Öffnungsschritte nicht zu gefährden.
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Am Abend dann die Dokumentation „Fast Fashion“ bei ARTE. Am Pranger Zara und Boohoo… ach was – das ganze Modebusiness. Als hätte Minister Müller einen Werbefilm für sein Lieferkettengesetz bestellt. Tenor: Eine Branche von Umweltsündern, Ausbeutern und Sklavenhaltern, die billigen Trash produziert. Dazu die bekannten Bilder vom Laufsteg und glamourösen Parties einerseits und kontrastierend dazu Fotos von verdreckten Flüssen und mit versteckter Kamera gefilmte Sweatshop-Szenen. Zu Wort kommen kritische Experten, die vom unheilvollen Einfluss von Social Media und Hirnmanipulationen durch Fashion Brands berichten. Alles gruselig, und die gezeigten Fälle sind zweifellos skandalös. Am Ende bleibt der Eindruck von einem total verkommenen Business, zumal die Dokumentation die Zuschauer damit allein lässt und keinerlei Lösungen aufzeigt.
Zur Erholung „umgeschaltet“ auf YouTube, wo Chanel gerade seine Show aus Paris online gestellt hat.
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Donnerstag, 11. März. In Peking schwört Xi Jinping den Volkskongress auf seine Ziele für China ein. Und in Herzogenaurach legt Kasper Rorsted seinen Fünf-Jahres-Plan für Adidas vor. Der ist gerade so ambitioniert, dass er ggf. auch übertroffen werden kann, was die Börse dann ja mögen wird. Vorauseilend ging der Kurs gestern schon mal um fast 8 Prozent hoch. Wie die Ziele erreicht werden sollen, ist zugleich wenig überraschend. Adidas soll digitaler werden, der Online-Umsatz sich bis 2025 auf 8 bis 9 Milliarden Euro verdoppeln. Und Adidas soll vertikaler werden, d.h. der Wholesale, der die Marke groß gemacht hat, wird massiv an Bedeutung verlieren. „Own the game“ heißt auch, dass Adidas entscheidet, wer künftig noch mitspielen darf.
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Heute hat RTL Dieter Bohlens Abschied von DSDS verkündet. Noch ein Ende einer Ära, nach Joachim Löws am Dienstag angekündigter Demission als Bundestrainer. Beim DFB wird jetzt eifrig über die Nachfolge spekuliert. Warum nur spricht keiner von unserer Weltmeister-Trainerin Silvia Neid?