Es ist ein cleveres Signal, das C&A da in den Markt gibt. Deutschlands größter Modefilialist hat im März „permanente Power-Preis-Linien“ eingeführt: äußerst preisaggressive Angebote in allen Sortimentsbereichen, die in der Werbung ausgespielt werden sollen: T‑Shirts für 3 Euro, Polos für 5 Euro, modische Shorts für 7 Euro. Das Programm umfasst 40 saisonale Artikel im Basic-Bereich sowie zehn monatlich wechselnde Fashion-Artikel.
In einer Phase, in der alle von Preiserhöhungen reden, kommuniziert C&A: Wir sind günstiger. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Für die Labels Canda und Westbury wurden Premium-Linien eingeführt; die qualitativ höherwertigen Produkte sollen höhere VKs bringen. Im Herbst kommt zudem eine neue Denim-Linie (1841 Heritage Denim Jeans).
Mit dieser stärkeren Spreizung in der Preispolitik reagiert C&A auf die gestiegenen Beschaffungskosten. Die trifft das Unternehmen genauso wie alle anderen. Mit den neuen Niedrigpreisen für ausgewählte Mengen-Artikel positioniert sich C&A schärfer denn je als preisgünstigster Anbieter am Markt und setzt auf Verdrängung. Gleichzeitig holt man das Geld durch höhere Spannen bei anderen Produkten wieder rein. Die Kunden werden C&A diesen Spagat als Preis- und Qualitätsanbieter wahrscheinlich besser abnehmen als vielen anderen Einzelhändlern, ob sie nun Kik oder auch H&M heißen.
Gestern lud das Unternehmen zur großen Frühjahrsmodenschau mit anschließender Bilanzpressekonferenz. Aus Rücksicht auf den Redaktionsschluss der TW (Dienstag) hatten wir uns vorher schon mit Andreas G. Seitz und seinen Kollegen zusammengesetzt. Seitz ist Mitglied des European Executive Boards in Brüssel und fungiert als Sprecher von C&A Europa. Die Inhaberfamilie Brenninkmeijer hält sich bekanntlich aus der Öffentlichkeit fern. Dass man überhaupt mit der Presse über Zahlen und Strategien redet, ist schon ein Riesen-Fortschritt. Bis in die 90er Jahre hinein beschränkte sich die C&A‑Wirtschaftskommunikation auf die unkommentierte Pflicht-Veröffentlichung der Bilanz im Handelsblatt. Diese war mit dem brutalen Absturz 1997 erklärungsbedürftig geworden. Nach der gelungenen Sanierung ab 2001/02 verdient C&A wieder Geld. Wieviel, das behalten die Brenninkmeijers aber seit vier Jahren auch wieder für sich.