Trikot

Wer wird Trikot-Europameister?

Ab Ende dieser Woche dreht sich die Welt ums runde Leder – der Start der Fußball-EM steht bevor, und damit auch das Schaulaufen der Sportartikel-Hersteller, welche die Kicker mit ihrer „Arbeitsbekleidung“ ausstatten. Eine Stilkritik von Jeroen van Rooijen.
Jeroen van rooijen
Jero­en van Rooi­jen

Am meis­ten zu sagen hat die­ses Jahr Nike: Neun der ins­ge­samt 24 Teams lau­fen in Out­fits der Ame­ri­ka­ner auf. Im Fokus der Auf­merk­sam­keit steht die­ses Jahr den­noch der deut­sche Her­stel­ler Adi­das, der sechs Teams aus­stat­tet, dar­un­ter auch ein vor­letz­tes Mal den DFB. Und die­se Zusam­men­ar­beit hat bereits für Gesprächs­stoff gesorgt – nicht nur der kras­sen Typo wegen! Denn das neue Aus­wärts-Shirt des Deut­schen Natio­nal­teams hat einen unge­wöhn­li­chen Farb­ver­lauf von Pink bis Lila und passt damit damit gut für die Pri­de-Para­den, die etwa im sel­ben Zeit­raum in ganz Euro­pa statt­fin­den.

„Zu tra­gen mit rosa Schlüp­pi und Ein­horn“, spot­tet ein Leser des Fach­ma­ga­zins Kicker – sol­chen Kom­men­ta­ren nach zu schlie­ßen fürch­ten offen­bar vie­le Fuß­ball­fans, dass die Natio­nal­elf mit Pink etwas von ihrer Männ­lich­keit ver­lie­ren könn­te. Wie zum Trotz haben dar­um die bei­den gen­der­flui­den Kau­litz-Brü­der auf dem jüngs­ten Cover der Maga­zin-Bei­la­ge der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zei­tung eben­die­ses Shirt ange­zo­gen … der Ton ist also gesetzt, man darf mit anhal­ten­den Kon­tro­ver­sen rech­nen.

Die Schweiz läuft an die­ser EM wie­der in Shirts und Hosen von Puma auf. Offen­bar haben die schad­haf­ten Shirts der EM 2016, die bei der kleins­ten Berüh­rung ris­sen, die Eid­ge­nos­sen nicht nach­hal­tig ver­stimmt. Die neu­en Shirts sind rot-weiß und weiß-blau – eine siche­re Bank. Öster­reich und Tsche­chi­en spie­len auch wahl­wei­se in Rot oder Weiß, eben­so aus­ge­rüs­tet von Puma. Die Polen wer­den wie­der­um von Adi­das ein­ge­klei­det – auch sie in Rot oder Weiß. Dage­gen fal­len die Fran­zo­sen ziem­lich aus dem Rah­men: ihr blau­es bzw. weiß gestreif­tes Shirt mit gro­ßem gol­de­nen Gockel auf der Brust gehört zu den schöns­ten die­ser Euro­pa­meis­ter­schaft! Frag­lich nur, war­um es von Nike und nicht von Le Coq Spor­tif ist? Wären zwei Häh­ne auf der Brust nicht schon fast das Ticket zum Final gewe­sen?

Sti­lis­tisch sind die Tri­kots die­ser EM alle recht ähn­lich – es gibt zwar da und dort klei­ne Gags am Kra­gen oder den Ärmel­bünd­chen, aber alle sind aus syn­the­ti­schen High­tech-Stof­fen straff auf Figur geschnit­ten, um die ath­le­ti­schen Merk­ma­le der Fuß­bal­ler opti­mal zur Gel­tung zu brin­gen. Denn sie sind, so liest man immer wie­der, die moder­nen Sex­sym­bo­le und Mode­vor­bil­der unse­rer Zeit. Rand­be­mer­kung zum Schluss: Der Over­si­ze-Trend der inter­na­tio­na­len Lauf­ste­ge, bei dem alles eine Num­mer zu groß sein muss, ist noch nicht in den Are­nen der Fuss­ball­welt ange­kom­men. Das sehen wir dann viel­leicht an der Welt­meis­ter­schaft 2026 in Nord­ame­ri­ka?