Breaking News am Montagmorgen: Der Aufsichtsrat von Adidas habe Björn Guldens neuen Strategieplan "Own the Reality" abgesegnet, heißt es in einer um 7 Uhr verschickten Pressemitteilung mit Adidas-Logo, die zudem mit einer Top-Personalie aufwartet: Die kambodschanische Gewerkschaftsführerin Vay Ya Nak Phoan werde neue Co-CEO in Herzogenaurach und soll dafür sorgen, dass Adidas-Produkte die ethischsten am Markt sind. Gulden und Phoan würden das Pay Your Workers Agreement unterzeichnen, das faire Bezahlung sicherstellt. Adidas werde 11,2 Millionen Euro Soforthilfe an Arbeiterinnen zahlen, die während der Coronakrise zurückgehalten wurden.
In einer zweiten Mitteilung wird der für Montagnachmittag geplante Launch der neuen Realitywear-Kollektion angekündigt, designt u.a. von Pharell Williams. "Wir werden unsere Verfehlungen der Vergangenheit nicht vertuschen und auch die aktuellen Arbeitskonflikte nicht unter den Teppich kehren", zitiert die Mitteilung CEO Gulden. "Wir werfen uns der Realität stellen und den Kurs korrigieren."
Allein, die täuschend echt gemachte Mitteilung der Adidas-Pressestelle war Fake und sollte in erster Linie neugierig machen auf das Schauenspektakel bei Platte Berlin am Montagnachmittag. Auch eine Website gibt es, und der Instagram-Account von adidasRealitywear hat die Zahl seiner Follower bis zum Abend verdreifacht, von 25 auf 89. Mehrere Medien, darunter Retail Week, Just Style und Fashionunited ließen sich verladen und berichteten über den vermeintlichen Strategieschwenk von Adidas und die Personalie, um die Meldungen anschließend wieder zurückzunehmen.
Hinter der Aktion stehen die 'Yes Men', der New Yorker Medienprofessor Mike Bonanno und sein Partner Andy Bichlbaum, die mit ähnlichen Guerrilla-Aktionen auch schon andere Unternehmen wie z.B. VW und Dow Chemical angegriffen hatten. Bonanno selbst moderierte denn auch die „Modenschau“ bei Platte, bei der auch die angebliche neue Co-CEO Phoan auftrat. Ob er keine Angst davor habe, von den Unternehmen, die er angreife, verklagt zu werden, fragte ihn Nils Klawitter vom Spiegel. „Das würden wir uns wünschen, aber leider passiert es nicht.“