Das könnte tatsächlich meinen, wer sich in den letzten Wochen auf TikTok von Hashtags wie #quietluxury oder #oldmoneyaesthetic hat belästigen lassen. Luxusmode ohne sichtbare Logos und Label, gern in dezenten Naturtönen und erst auf den dritten Blick - etwa auf das Materialetikett – als höchstwertig erkennbar. Das sei jetzt ganz neu und, dann wird es ganz absurd, bestens zu begutachten in der HBO-Serie „Succession“. Sie wissen schon, die herrlich dysfunktionale Milliardärssippe, die kaum eine Folge ohne Megayacht oder Helikopterflug auskommt. Neureich bis aufs Mark, übrigens, nix „old money“! Und leise ist im Luxusleben der Roys überhaupt gar nichts, ganz gleich, ob der Vicuñapulli nun sichtbare Designerinitialien trägt oder nicht.
Überhaupt gab und gibt es Nobelmode natürlich seit jeher in forte und piano, von Bling-Bling bis Elbchaussee. Darin besteht ja gerade der Luxus der oberen Ein Prozent: Sie haben die Freiheit, nicht nur ihrem eigenen Geschmack hemmungslos zu frönen, sondern diesen gern auch täglich bis stündlich zu wechseln. Wenn Kaschmir in Beige mal langweilig wird. Quiet Luxury ist ein fürs Sommerloch von Modemedien und Meme-Clips aus den manikürten Fingerchen gesaugtes Pseudo-Phänomen, das keine neue Ära des Konsums einläutet.
Also nicht gleich alle Accessoires mit GG‑, CC- und LV-Buchstaben auf der Vintageplattform verscherbeln, sondern einfach weitertragen. Den Luxus sollte man sich gönnen!
Siems Luckwaldt ist seit rund 20 Jahren ein Experte für die Welt der schönen Dinge und ein Kenner der Menschen, die diese Welt möglich machen. Ob in seinem aktuellen Job als Lifestyle Director von Capital und Business Punk, für Lufthansa Exclusive, ROBB Report oder das Financial Times-Supplement How To Spend It. Oder seinem eigenen Medium LuxusProbleme. Dort gibt es alle zwei Wochen seine Sicht auf News und Trends der Branche, aufs moderne Arbeitsleben und Phänomene der Popkultur. Hier geht es direkt zum Abo.