Der Direktor des Kölner Instituts für Handelsforschung (IfH) wartete zum Start des Deutschen Handelskongresses gestern in Berlin mit drastischen Prognosen zur Digitalisierung auf: Demnach werde der E‑Commerce bis zum Jahr 2020 auf ein Volumen von 111 Mrd. Euro wachsen. Das heißt, so Werner Reinartz: "Fast jeder vierte Euro wird online umgesetzt werden." Im Nonfood-Handel werde der Anteil, wie das IfH errechnet hat, sogar knapp 35 Prozent, und bei Bekleidung sogar rund 50 Prozent betragen. "Aussagen, dass E‑Commerce sich der Sättigungsgrenze nähert, gehören in den Bereich der Märchen."
Das bleibt, so Reinartz, nicht ohne Folgen für den Handel. Der Frequenzrückgang sei heute bereits deutlich messbar. Das Verkaufsflächenwachstum der vergangenen Jahre habe seinen Höhepunkt erreicht. Bis 2020 werde die Gesamtfläche des Einzelhandels gar um 6,3 auf dann rund 109 Millionen m² zurückgehen. Knapp 50.000 Geschäfte werden vom Markt verschwinden. Die sich abzeichnende stationäre Expansion der Pure Player werde diesen Aderlass nicht annähernd ausgleichen. Werner Reinartz untermauerte mit Zahlen, was HDE-Präsident Josef Sanktjohanser in seiner Kongress-Einführung postuliert hat: "Wer nicht im Netz stattfindet, wird als klassischer Händler nicht überleben."
Auch wenn den wachsenden Anteil des E‑Commerce in Berlin sicherlich niemand mehr in Frage stellte, war Reinartz' Prognose dem einen oder anderen dann doch zu dramatisch. Lakonischer Kommentar eines Teilnehmers: "In the long run we are all dead."
Bitte lesen Sie dazu auch die Profashionals-Serie Online Handeln (1–7)