Vorgestern hatten wir Heinz Horn zu Gast in der TW-Redaktion. Horn ist seit dem 1. Juli neuer Präsident des Gesamtverband Textil + Mode, das ist die Dachorganisation der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Der 66jährige hat sein Berufsleben in der vergleichsweise traditionellen Wäschebranche verbracht. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb er sich für die moderne Textiltechnologie so begeistern kann. "Den meisten Leuten ist gar nicht bewusst, was für eine innovative Branche das ist." Die deutsche Textilindustrie hat Garnrollen und Webstühle in der Tat längst hinter sich gelassen. Es geht um Hochtechnologie, die in sehr vielen, auch alltäglichen Bereichen Anwendung findet. Das hat jetzt alles nichts mit Mode zu tun. Aber wer hätte gedacht,
…dass Flugzeuge und Autokarosserien zu einem guten Teil aus faserverstärkten Kunststoffen bestehen? Beim A350 beispielsweise sind rund 50 Prozent der Außenhaut aus Carbonfasern, die viermal so stabil wie Metall sind, aber nur ein Viertel des Gewichts aufweisen.
…dass Textilien großflächig zur Schalldämmung eingesetzt werden? Im Flughafen von Shanghai wurden für eine Schallschutzdecke Tausende von Quadratmetern eines 0,2 mm dicken Akustikvliesstoffes verarbeitet.
…dass Textilien breite Anwendung in der Implantationschirurgie finden? Zum Beispiel als künstliche Adern, zur Stabilisierung bei Leistenbrüchen oder als gefäßerweiternde Stents.
…dass Deiche mit Textilstrukturen befestigt werden, deren integrierte faseroptische Sensoren es ermöglichen, den Deich online zu überwachen und bei Hochwasser Schäden anzuzeigen?
…dass es Matratzen gibt, die Schlafende von Elektrosmog abschirmen?
…dass die Euro-Banknoten aus 100 Prozent Baumwolle bestehen?
Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Mehr dazu unter www.textilforschung.de.