Heute ist der große Tag. Marcus Kossendey tritt bei der Bilanzpressekonferenz in Nürnberg erstmals öffentlich als neuer CEO von Wöhrl auf. Der 44jährige trat zum 1. April die Nachfolge von Gründersohn Gerhard Wöhrl (65) an. Eine große, sicher nicht einfache Aufgabe, für die Kossendey beste Voraussetzungen mitbringt. Vor allem verfügt er über langjährige Erfahrungen in familiengeführten Unternehmen: Ausbildung bei C&A, Karriere bei Otto, Stationen in Belgien, Spanien, Portugal, Polen, Frankreich, Südkorea und Japan, zwischendurch ein paar Jahre Unternehmensberater bei der Guppe Nymphenburg, zuletzt als Mitglied der P&C‑Unternehmensleitung für das Osteuropa-Geschäft der Düsseldorfer zuständig. Als Kossendey vor Jahren bei P&C einstieg, bereitete er sich akribisch auf seine Aufgabe vor. U.a. besuchte er mich in der TW-Redaktion, um etwas über die osteuropäischen Märkte zu erfahren. Ich fürchte, ich konnte ihm damals nicht wirklich weiterhelfen.
Vor ein paar Monaten traf ich Gerhard Wöhrl zum Frühstück im Cafe Laumer in Frankfurt, wo er ein paar Hintergründe zum geplanten Führungswechsel erläuterte. Die Details bleiben unter uns. Nur soviel: Kossendeys wichtigster Auftrag ist, die Produktivität der 40 Wöhrl-Häuser hoch zu treiben. Diese ist im Verhältnis zu vergleichbaren Mitbewerbern wie etwa P&C zu niedrig. Seit Jahren schon gibt Wöhrl 400 Millionen Euro als Umsatzziel aus. Für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr wurden gerade mal 365 Millionen Euro erwartet. Marcus Kossendey soll's nun in zwei bis drei Jahren richten.
Was dem passionierten Einzelhändler Wöhrl an seinem Nachfolger imponiert, ist die große Nähe zum Verkauf. Kossendey beanspruche kein großes Büro in Nürnberg, weil er die meiste Zeit vor Ort in den Häusern sei. Um sich den Rücken freizuhalten, habe er seinen Vertrauten Thorsten Schmitz von P&C mitgebracht. Als Oberstleutnant der Reserve dient Kossendey im Generalstab. Als Einzelhändler steht er an der Front.