Es hat was Subversives, dass sich eine Online-Orderplattform auf einer Offline-Messe um Handel und Industrie bemüht. Begründet da die New Economy ihren Aufstieg auf einem mehr oder weniger glamourösen Event der Old Economy? Eher nicht. Für die Premium ist die Kooperation mit POPmarket eher eine Fortsetzung der Ausstellung mit anderen Mitteln. Die Verlängerung der Kommunikationsplattform ins Internet. Anitas Long Tail sozusagen. Die Orderplattform wird am Gleisdreieck von der Zielgruppe jedenfalls leichter gefunden als in Google. Und wenn der Handel seine Läden wo es nur geht mit Internet-Technologie aufpimpt, warum soll nicht auch die Modemesse ein bisschen Cebit spielen?
Einkaufen übers Internet ist mittlerweile für jedermann selbstverständlich. Da liegt es nahe, dass auch die Profis ihre Orders online abgeben. Bilateral praktiziert das der eine oder andere Wholesaler mit seinen Kunden schon. Auch gibt es Handelsplattformen wie beispielsweise Alibaba. Es gibt etliche Auktionsseiten, wo Produktionsaufträge verdealt werden. In Deutschland versucht die Otto Group mit Keenon-Fashion eine Großhandelsplattform zu etablieren und ihre Fulfillment-Dienstleitungen zu verkaufen. In den USA sind schon vor Jahren B2B-Plattformen wie Nuorder oder eben POPmarket an den Start gegangen. Die GAN-Tochter drängt nun auf den hiesigen Markt. In Europa bemüht sich seit ein paar Monaten Oliver Frielingsdorf, Handel und Industrie von ihrem Online-Glück zu überzeugen.
Bei POPmarket kann man als Anbieter seine aktuellen Kollektionen hochladen, sich in virtuellen Showrooms als Marke mit allem Drum und Dran präsentieren und die Einkäufer zudem mit aktiven Promotions bearbeiten. Das System ermöglicht die Einbindung in individuelle Orderverwaltungen und die iPad-Nutzung durch das Sales Team. Registrierte Einkäufer können sich über Menues und Stichwortsuche im kompletten Angebot aller Anbieter bewegen, vor der Order ist eine Identifizierung und Autorisierung erforderlich. Für Händler ist die Nutzung gratis, die Industrie zahlt für die Präsenz in POPmarket. Die Basislizenz kostet um die 2000 Euro/Jahr.
Natürlich ist das Ganze für Einkäufer nur interessant, wenn eine möglichst große Zahl von Lieferanten auf dem Marktplatz versammelt sind. Und die Lieferanten kommen nur, wenn sie auf diesem Weg viele Einkäufer erreichen. Oliver Frielingsdorfs Job ist es, diese kritische Masse zu erreichen. Da geht es ihm nicht anders als anderen Messebetreibern. Das wird keine einfache Überzeugungsarbeit für den ehemaligen Triumph-Topmanager: Die Vorbehalte gegen das Online-Einkaufen gelten auch im Wholesale – und das wegen der Volumina in potenzierter Weise. Als Informationsmedium, für den besseren Marktüberblick und als Vertriebsflankierung könnte sich die Lösung hingegen als hilfreich erweisen. Deswegen braucht die Messe jedenfalls keine Angst vor der Online-Konkurrenz zu haben.
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Ach ja, heute feiert Kate Moss ihren 40. Geburtstag. Gratulation! Bitte lesen Sie dazu: