Diese Woche hat sich das Personalkarussell ganz besonders schnell gedreht. Als Ersten hat es Andrew Jennings aus der Kurve getragen – nein, er ist in voller Fahrt abgesprungen. Allzu viele waren es nicht, die wussten, dass der Karstadt-Chef seinen Vertrag nicht verlängern würde. Das ist nach Nicolas Berggruens Besuch in Essen von interessierter Seite Richtung Bild-Zeitung durchgestochen worden. Jennings ist damit zur lame duck geworden. Man muss kein Brite sein, um zu wissen, was das heißt. Für Karstadt ist das aufpoppende Führungsvakuum in der aktuellen Situation fatal. Selbst wenn sich schnell ein Nachfolger findet, geht wertvolle Zeit verloren. Man darf skeptisch sein, ob es überhaupt einen fähigen Manager gibt, der sich das Himmelfahrtskommando antut. Wer noch eine Karriere vor sich hat, wird das Risiko scheuen. Und ein großer Bellheim, wie Jennings einer war, hat nur einen begrenzten Zeithorizont. In den Medien fällt immer wieder der Name Thomas Fox. Der ist ein Sanierer und Zerleger, weniger ein Gestalter. Dabei hätte das Unternehmen Karstadt, richtig gemanagt, durchaus eine Zukunft. Vorausgesetzt man hat ein funktionierendes Konzept, genug Zeit und ausreichend Geld. Ersteres ist fraglich, letzteres steht wohl nicht zur Verfügung. Entscheidend wird am Ende weniger die Frage sein, was Karstadt braucht. Sondern was Nicolas Berggruen will.
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Auch bei Hugo Boss ist ein Brite abgesprungen: Eyan Allen, Top-Kreativer seit fünf Jahren und zuletzt für die komplette Womenswear verantwortlich. Dass die Personalie einen Tag nach der Berufung des neuen Artistic Directors Jason Wu bekannt wurde, lässt einen nicht ganz reibungslosen Wechsel vermuten. Der 30jährige Kanadier mit taiwanesischen Wurzeln wird sowohl in Metzingen wie von New York aus arbeiten. Seine Berufung wirft sicherlich neuen Glanz auf die sich nicht ganz leicht tuende Damenmode von Hugo Boss, und die Metzinger werden das PR-technisch sicherlich hervorragend spielen. Aber Wu macht die Kleider künftig nicht mehr für Michelle Obama, sondern für Claus Dietrich Lahrs. Und der führt kein aufstrebendes Designerlabelchen, wo ein Kreativer sich austoben kann, sondern einen etablierten, von Finanzinvestoren gesteuerten Riesen mit komplexen industriellen Strukturen und Prozessen. In denen Eyan Allen sich bestens bewegte.
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Weitere Top-Personalien diese Woche: H&M hat Isabel Marant verpflichtet. Ausgerechnet. Man hört die Mädels jetzt schon kreischen. Dabei hängen die Läden jetzt schon voll mit den Kopien der französischen It-Designerin. Und Karl Lagerfeld feiert 30jähriges Dienstjubiläum bei Chanel. Die Vogue widmet dem Meister etliche Seiten der aktuellen Juli-Ausgabe; auf dem Titel neben einer komisch aussehenden Linda Evangelista seine geliebte Katze Choupette. Svenja Jöres’ kecker Kommentar dazu in Styleranking: „Dabei steht Karl Lagerfeld doch gar nicht auf Muschis.“
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