Dass ein neuer Chef nicht von heute auf morgen die Trendwende bei Esprit bringen würde, war klar. Das Ausmaß des Minus stimmt dann aber doch bedenklich: Um erneut über 13% ist der Umsatz im ersten Geschäftshalbjahr (31.12.) eingebrochen. Der Rückzug vom US-Markt hat eine Rolle gespielt, aber auch im europäischen Kernmarkt gingen die Erlöse um 9% zurück. Noch vor vier Jahren lag der Esprit-Umsatz im vergleichbaren Zeitraum um über 40% höher. Der Umsatzschwund hat das Unternehmen jetzt in die Miesen gedrückt: Unterm Strich steht im ersten Halbjahr ein Verlust von umgerechnet über 45 Mill. Euro. Rote Zahlen gab es bei Esprit seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. 2008 lag die Nettoumsatzredite noch bei über 15%
„Aktionismus wäre jetzt kontraproduktiv“, gab sich José Manuel Martinez gegenüber der Welt betont cool. „Wir müssen zunächst die richtigen Stellschrauben finden und dann drehen.“ Nicht einfach, wenn man das bei einem fallenden Messer versucht. Jetzt wird erstmal gespart und der von Martinez‘ Vorgänger angestoßene Transformationsprozess entlang der wirtschaftlichen Möglichkeiten gestaltet. Ronald Van der Vis ließ sich zuletzt ein Investitionspaket von 1,7 Mrd. Euro von seinem Aufsichtsrat bewilligen.
Als Martinez vor einem halben Jahr den Staffelstab von Van der Vis übernahm, schnellte der Aktienkurs erst mal in die Höhe. Dass der Spanier zuletzt bei Inditex sein Geld verdiente, weckte die Fantasien der Börse. In Martinez‘ neu formiertem Strategy Team sitzen denn auch lauter Ex-Inditex-Leute. Der spanische Branchenprimus taugt indes nur bedingt als Blaupause: Esprit verdient sein Geld im Großhandel. Und Ratingen ist nicht La Coruna. Mittlerweile liegt die Esprit-Aktie mit 1 Euro nicht allzu weit über dem Tiefststand von 86 Cent.
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Und sonst? Sorgten Diktaturen für Schlagzeilen: In Venezuela musste Zara diese Woche Presseberichten zufolge seine Läden für drei Tage schließen. Die Behörden sanktionierten damit die Preiserhöhungen, die Inditex wegen der galoppierenden Inflation in Hugo Chavez' Land durchdrücken wollte.
In China bzw. Peking verbietet die Regierung Werbung für westliche Luxus-Produkte. Das soll eine Maßnahme gegen Sozialneid sein. Und es geht wohl auch darum, der Korruption Einhalt gebieten, indem teure Geschenke weniger begehrenswert erscheinen sollen.
In Ostwestfalen holt Gerhard Weber seinen Sohn in den Vorstand der Gerry Weber AG. Zuständig für die boomende Retail-Sparte und Unternehmensentwicklung läuft sich Ralf Weber damit für die Nachfolge des Firmengründers warm.
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Zuguterletzt ein Rückblick auf die Oscar-Verleihung. Zwei Auftritte sorgten bei den Academy Awards für besonderes Aufsehen: Helen Hunt in großer Robe von H&M, dekoriert mit 700.000 Dollar Geschmeide. Und Jennifer Lawrence, die auf dem Weg zur Bühne über den Saum ihres Kleides stolperte. Der Sturz inspirierte irgendeinen Spaßvogel zu einer Christian Dior-Fake-Anzeige. Das Motiv hätte kein Star-Fotograf dramatischer hinbekommen. Ist halt eine gute Schauspielerin.
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