Wir trafen den renommierten Laden-Architekten vorgestern zufällig beim Store Check im neuen Esprit-Flagship in Düsseldorf. Das Geschäft wurde am Mittwoch nach Umbau wiedereröffnet und ist nach Oldenburg das zweite, in dem die Modemarke ihr neues Storedesign-Konzept umgesetzt hat. Dieses setzt auf maximale Flexibilität und Variabilität. Statt wie üblich den Laden alle paar Jahre teuer umzubauen, ist geplant, den Look sechsmal im Jahr komplett zu verändern. Ein guter und richtiger Gedanke. Denn so wird man den Kunden künftig immer wieder mit einem frischen Auftritt überraschen, statt sie – wie das leider Gottes vielerorts der Fall ist – zu langweilen. Nach den Vorstellungen von Esprit-CEO Ronald Van der Vis soll damit nicht nur mehr Sensation am POS kreiiert und damit der Verkauf angekurbelt werden, unter dem Strich soll das Ganze auch noch kostengünstiger kommen. Noch mehr (Profi-)Fotos bei TextilWirtschaft Online.
Ladenbau-Profi Schwitzke, der selbst für Esprit gearbeitet hat und dessen Büro über viele Jahre die Store-Entwicklungsarbeit für die Ratinger geleistet hat, bezweifelt letzteres. Und das nicht, weil er das Konzept nicht entwickelt hat. Den Ansatz der Kollegen vom Stuttgarter Designbüro Liganova findet er gut, die Ausführung in Düsseldorf indes nicht überzeugend.
Dem kann man sich anschließen. Der Laden wirkt mit seinem dominanten Grau ein wenig düster. Der monochrome Rahmen und die unauffälligen Warenträger bringen die Produkte zwar schön zu Geltung, die Akzentbeleuchtung könnte allerdings dramatischer ausfallen. Das Store-Layout ist unübersichtlich und verwinkelt, der Blick zu oft von künstlichen Wänden verstellt. Der Sortimentsaufbau im EG erschließt sich einem nicht auf Anhieb. Auf manchen Flächen ballt sich die Ware, dazwischen guckt man immer wieder auf graue Leerflächen, graue Türen und graue Wände. Besser und klarer sieht es im Mens Collection-Bereich im OG aus. Sehr ansprechend gemacht ist die Kindermode-Abteilung.
Eine gute Idee ist der lounge-artige Wartebereich bei den Umkleiden. So richtig gemütlich ist die Ecke aber leider nicht. Meine aufmerksame Kollegin Tessa Saueressig wies mich darauf hin, dass ausschließlich Frauenzeitschriften zum Lesen ausliegen, die die wartenden Männer garantiert nicht interessierten. Hübsch auch die Theke mit rosa Donuts, wobei nicht ganz klar ist, ob man sich einfach bedienen darf. Man darf, sagt Karl Schwitzke. Die Kringel schmecken extrem süß.
Wir belauschten eine Kundin, die einer Freundin am Handy von ihrer Enttäuschung über den neuen Esprit-Laden berichtete. So ging es uns auch ein wenig. Aber die nächste Umgestaltung ist ja schon bald, da kann Esprit es dann wieder besser machen.