Aufräumen. Böse Zungen behaupten, die Ware von Street One und Cecil hätte nichts mit Mode zu tun. Das sehen die Kundinnen, die dem Unternehmen im Jahr 55 Millionen Teile abkaufen, sicher anders.
Seit Peter Grafoner am 26. Oktober CEO bei CBR wurde, hat er sämtliche Spitzenpositionen neu besetzt. Mit Ausnahme von Cecil, wo Nils Drosin einen guten Job macht. Jetzt ist Grafoner dabei, sich selbst zu ersetzen. Noch in diesem Jahr soll ein neuer CEO für die Holding verpflichtet werden. Grafoner kehrt dann an die Spitze des CBR-Beirats zurück.
Der promovierte Elektroingenieur ist ein interessanter Mann. Peter Grafoner war u.a. Vorstandsvorsitzender des Automobilzulieferers VDO, er war Vorstand beim Industriegas-Riesen Linde und beim Elektroartikelhersteller Asea Brown Boveri. Er wurde vom CBR-Eigentümer, dem Private Equity-Gesellschaft EQT, nach der milliardenschweren Übernahme 2007 in den Beirat berufen. Dieser kontrolliert das Management in Kirchhorst, Grafoner sagt dazu "challengen". Der bisherige CEO Hugo Reissner hat diese Herausforderung wohl nicht bestanden.
Die dürfte aber auch gewaltig sein. Denn EQT hat für das Unternehmen mit einem Jahresumsatz je nach Schätzung zwischen 1,2 und 1,5 Mrd. Euro bezahlt. Es war nach Hugo Boss/Valentino die bislang teuerste Übernahme eines Modeunternehmens. Die Kalkulation von Private Equity-Investoren geht für gewöhnlich von Zuwächsen aus. Die Reissner nicht rangeschafft hat. Im Gegenteil: Der CBR-Umsatz war 2009 rückläufig.
So ist Grafoner derzeit auf Goodwill-Tour bei den wichtigsten Kunden. Gestern besuchte er die TW-Redaktion, um uns seine Strategie für CBR zu erklären. Grafoner ist sichtbar bemüht, Vertrauen zurück zu gewinnen, das in den letzten beiden Jahren verloren gegangen war. Insbesondere die rigorose Vertriebspolitik von Street One und Cecil soll pragmatischer und kulanter werden, die Kommunikation offener und unkomplizierter.
Mal sehen, ob's tatsächlich so kommt. Denn die strikten Regeln waren bislang einer der Erfolgsfaktoren des Unternehmens, das in wenigen Jahren zum zweitgrößten Lieferant für Damenmode in Deutschland geworden ist. Wir werden's erfahren.