Die Wahrscheinlichkeit, ein T‑Shirt von Multiline im Schrank zu haben, ist aber ungleich höher. Über 300 Millionen Teile bringt Arab jährlich unters Volk. Die Ware wird in über 52000 Filialen sowie im Versandhandel vertrieben. Auf der Kundenliste steht fast jeder große deutsche Handelskonzern: die Warenhäuser, Filialisten wie Vögele, C&A und Strauss Innovation, Versender wie Otto und Neckermann, Lebensmitteleinzelhändler wie Real, Edeka und Spar sowie Discounter wie Aldi und Lidl.
Multiline steht für niedrige Preise, das ist klar. Das sei gerade im Moment ein großes Thema, erzählt Arab bei einem Kaffee in seinem schicken Düsseldorfer Büro. Als junger Mann wurde der heute 47jährige von seinem Vater hierher geschickt, um das Geschäft mit deutschen Handelskonzernen aufzubauen. Hier ist heute die Zentrale der Gruppe, hier hat Arab seine Frau (und Multiline-Chefdesignerin) Jasmin kennengelernt.
Der Einzelhandel bereite sich auf ein wettbewerbsintensives Jahr vor, sagt Arab, da zählt im Einkauf jeder Cent. Aber es gibt Grenzen. "Glauben Sie mir, ich weiß wovon ich spreche: Wenn es mit rechten Dingen zugehen soll, dann kann niemand billiger als Aldi und Lidl sein." Die Preise dieser einkaufsmächtigen Food-Discounter mit Gewinn zu unterbieten, sei nur auf Kosten von Sozial- und Umweltstandards möglich. Sourcing-Profi Arab nennt Namen und Beispiele, die ich auf seinen ausdrücklichen Wunsch hier nicht widergebe. Nicht alles, worauf sich asiatische Produzenten häufig in der Not noch einlassen, sei jedenfalls legitim, sagt Arab. Es sei eine moralische Frage, bestimmte Geschäfte zu unterlassen. "Da haben Sie als Großkunde eine Verantwortung."