„Er ist verrückt geworden.“ Mit dem Zitat aus der TW illustrierte Karl-Heinz Müller die Präsentation des neuen Bread & Butter-Konzepts im Dezember. „Er hat Vernunft angenommen“, müsste es dementsprechend jetzt heißen. Beides trifft es nicht. Müller beendet eine Notoperation, bevor sie schiefgehen konnte, und setzt stattdessen auf die Selbstheilungskräfte des Patienten. Der ist trotz Schwächeanfalls immer noch stark.
„Die Idee eines Lifestyle Festivals erschien in der Theorie naheliegend“, so Müller, „in der Praxis stellt sie den Aussteller zusätzlich vor kostenintensive logistische und organisatorische Herausforderungen.“ Man könnte auch sagen: Das Ganze war nicht zu Ende gedacht. Und der Widerstand stärker als erwartet. Jetzt bleiben die Profis unter sich. Ist wahrscheinlich besser so.
Man kann über die ständigen Volten Müllers den Kopf schütteln. Oder seiner Kreativität und seinem Mut, Neues zu wagen, applaudieren. Auch dieser Rückzieher erforderte Courage.
Und sonst?
… verabschiedet sich Achtland. Nicht ganz und für immer. Sondern nur aus Berlin. Thomas Bentz und Oliver Lühr ziehen nach London. „Wir brauchen eine Plattform für den Zugang zu internationalen Einkäufern“, zitiert Alfons Kaiser die beiden Shooting Stars in der FAZ. Berlin bietet diese Plattform nicht, insofern war das eine überfällige Entscheidung. Ein Menetekel für die deutsche Modehauptstadt? Mag sein. Aber was ist so schlimm daran, wenn deutsche Designer über Mailand, Paris oder eben London international rauskommen? Deutschland ist kein guter Markt für anspruchsvolle Designermode. Und im Modebusiness kein Platz für Nationalismen.
… regt mich der notorische Hinweis auf rote Zahlen in der Zalando-Berichterstattung auf. Das Geldverdienen spielt in dem Stadium, in dem der Online Retailer steht, nicht die entscheidende Rolle. Wenn bei Zalando nach normalen kaufmännischen Maßstäben gewirtschaftet worden wäre, stünde das Unternehmen nicht da, wo es heute ist. Bei Amazon war das in den ersten Jahren genauso. Zalando ist ein gigantisches Investment in Marktanteile. Diese werden die Geldgeber eines Tages versilbern. Und wenn das Management nicht alles falsch macht, wird das Berliner Web-Kaufhaus sich als dominanter und profitabler Player im Einzelhandel etablieren. „Zalando ist keine Blase“, belegt Alexander Graf in einer lesenswerten Analyse in seinem Blog Kassenzone.
… wandelt Guido Maria Kretschmer auf den Spuren Lagerfelds. Der schätzt bekanntlich Cola Light und hat vor Jahren eine Coke-Flasche entworfen. Jean-Paul Gaultier hat es ihm später nachgemacht. Es steht zu befürchten, dass GMK ebenfalls für ein Lieblingsgetränk zum Zeichenstift gegriffen hat: er hat ein Actimel-Fläschchen gestaltet.