Luxus boomt, allen Krisen zum Trotz. Der traditionelle Luxus-Markt wird dieses Jahr voraussichtlich die 200-Milliarden-Euro-Schwelle überschreiten; 2005 waren es noch 146 Mrd. Euro. Neben der wachsenden Nachfrage in den aufstrebenden Märkten wie China, Russland, Indien oder Brasilien ist dies auch auf die zunehmende Diversifikation von Luxus-Labels in andere Produktkategorien zurückzuführen. Lederwaren-Spezialisten, die in Bekleidung oder Uhren machen. Jacken-Anbieter, die Brillen unter ihrem Namen vertreiben. Und Düfte machen sowieso alle. Mit dieser "Lifestyle Revolution" beschäftigt sich der FT Business of Luxury Summit, der gerade in Marrakesch stattfindet (mit freundlicher Unterstützung der Kollegen von McKinsey).
Abgesteckt wurde das Thema gleich zu Beginn von keinem Geringeren als François-Henri Pinault. Der PPR-Chef vertritt eine eher progressive Haltung: Luxus sei heute mehr ein Style-Symbol als ein Status-Symbol, "it's for the classes and for the masses." Dabei sei aber natürlich nicht jede Marke Lifestyle-geeignet. "Lifestyle ist eine Möglichkeit, aber keine Notwendigkeit."
Hier ein paar Statements vom äußerst prominent besetzten Podium in Marrakesch:
PPR-Chef Francois-Henri Pinault: "Die Demokratisierung zwingt die Luxus-Marken, sich auf Ihre Stärken und Core Values zu besinnen: beste Qualität, bestes Handwerk, beste Funktionalität."
Moncler-Macher Remo Ruffini: "Lifestyle war keine Thema für uns. Wir haben uns auf unsere Jacken konzentriert."
Kosmetik-Erbin Aerin Lauder: "Lifestyle heißt: eine Marke leben."
Manfredi Ricca (Interbrand): "Gauben wir wirklich, dass eine Marke den Lifestyle eines Verbrauchers definieren kann? Im Luxus-Business geht es nicht um Marken und Konsumenten, sondern um Createure und Connaisseure. Je mehr eine Marke in einem Bereich für wirkliche Exzellenz steht, umso weniger sollte sie diversifizieren."
Versace-CEO Gian Giacomo Ferraris: "Man braucht Glaubwürdigkeit, um aus einer Marke eine Lifestyle-Brand zu machen."
Frédéric de Narp (President & CEO Harry Winston): "Mit Lifestyle geht allzu oft eine Vermassung einher."
Kevin Kleinmann (Universal Music): "Ist es noch Luxus, wenn die Leute vor Louis Vuitton Schlange stehen, mit Baseball Caps und Hamburger essend? Da wird Luxus total banalisiert. Bei McDonalds stehen sie auch Schlange. Wo ist da noch der Unterschied?"
Ron Johnson, CEO von JC Penney und langjähriger Retail-Chef von Apple: "Läden sollen nicht entertainen. Läden müssen Engagement bewirken, Erfahrungen, die für eine dauerhafte Beziehung zwischen Marke und Kunden sorgen."
US-Star-Hausfrau Martha Stewart: "Luxus ist nicht das Teuerste. Es ist das Beste!"