Vor lauter Begeisterung über den viralen Erfolg von "First Kiss" wird übersehen, dass der Werbe-Effekt ziemlich für die Katz ist. Theoretisch kennt nach rund 70 Millionen YouTube-Aufrufen in zwei Wochen die halbe Welt das Label Wren. Melissa Coker war eine gefragte Gesprächspartnerin in den Medien. Sieht ja auch zum Küssen aus.
Blöd ist, dass man nur schwer erfährt, wo es ihre Mode zu kaufen gibt. Wer "Wren" googelt, landet bei der toten Freundin von Mick Jagger und bei Fotos von Zaunkönigen. Bei Amazon gibt es unter "Wren" Vogelhäuschen und bei Ebay einen Zwerg-Rhododendron. Auf der Website wrenstudio.com sieht man zunächst ein Logo, erst nach ein paar Clicks kommt man auf den Shop ("now open") und Retail-Adressen. Es gibt Wren also. Trotzdem: Wenn der Marketing-Effekt denn beabsichtigt gewesen sein sollte, dann handelt es sich um eine ziemlich ineffektive Kampagne.
Immerhin inspirierte "First Kiss" die Online-Scherzkekse zu allerlei Verballhornungen: First Rasperry, First Motorboat und First Slap sind albern und belanglos. Schon origineller ist Very First Kiss: da wird ein tapsiger Nerd zum ersten Mal von diversen Leuten geküsst. First Hand Job geht einen Schritt weiter, First Blow Job setzt noch einen drauf (lohnt sich aber nicht anzuschauen). First Fart ist ziemlich peinlich, noch übertroffen von einem lustigen First Shit. In First Sniff beschnüffeln sich Hunde. Last Kiss bringt eigentlich getrennte Paare für ebenjenen zusammen. Fast schon gesellschaftskritisch ist First Conversation: da treffen sich Freunde zum ersten Mal seit langem mal wieder ohne Smartphone. Als kleine Kostprobe First Kill:
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