Allzu gerne hätte Eckhard Cordes seinen Metro-Abgang noch mit einem erfolgreichen Kaufhof-Verkauf gekrönt. Auch wenn die Verhandlungen diese Woche weitergehen, dürfte daraus, nach allem, was zu hören ist, wohl nichts mehr werden. René Benko musste erstmal Klarheit schaffen, was das Geldwäsche-Vorwürfe gegen seine Signa angeht. Und Konkurrent Nicolas Berggruen hat mit seinem neuen, besseren Angebot den Metro-Aufsichtsrat am Freitag zusätzlich ins Grübeln gebracht. Wenngleich Cordes der Triumph wahrscheinlich versagt bleibt – für die Metro AG ist es natürlich gut, wenn mehrere Bieter den Preis hochtreiben.
Die Frage, die in der öffentlichen Diskussion indes zu kurz kommt und die doch nicht ganz unwesentlich ist, lautet: Was ist für Kaufhof gut? Welches Interesse haben die potenziellen Übernehmer am operativen Warenhausgeschäft? Warum will kein anderer Einzelhändler Kaufhof kaufen?
René Benko und seine Mitstreiter sind Immobilieninvestoren. Man muss davon ausgehen, dass es ihnen in erster Linie um die vielen wertvollen Innenstadt-Lagen von Kaufhof geht. Das operative Geschäft soll vor allem Mieterlöse generieren. Spätestens wenn Mietverträge auslaufen, wird sich die Frage nach der wirtschaftlich optimalen Nutzung eines Standorts stellen. Dabei könnte das Warenhaus dann den Kürzeren ziehen. Kleinteilige Shopping Malls werfen meist mehr Geld ab. Eine Kaufhof-Übernahme eröffnete Benko ein riesiges Spielfeld für Projektentwicklungen. Und wo seine Signa Holding nicht selbst entwickelt, könnte der Investor auch Standorte weiterverkaufen. Ohne Immobilien wäre Kaufhof jedenfalls erpressbar, so wie Karstadt es heute schon ist. Denn für Handelsimmobilien von der Größe eines Warenhauses gibt es an den meisten Standorten keine Ausweichmöglichkeiten. Nicht umsonst bemühen sich großflächige Anbieter wie P&C oder Primark in zentralen und zukunftsträchtigen Lagen in aller Regel um Eigentum. Das ist eine Frage der langfristigen Existenzsicherung.
Nicolas Berggruen ist ebenfalls kein geborener Einzelhändler, sondern ein Firmenhändler. Er hat mit geringem Kapitaleinsatz Karstadt übernommen, dort wohlgemerkt aber nur das operative Geschäft. Das soll, wie die Medien aktuell melden (so ein Zufall!), ganz ordentlich laufen, und auch die Pläne sind ehrgeizig. Im Zuge der Insolvenz konnte sich Karstadt vorübergehend zig Millionen Personal- und Mietkosten vom Hals schaffen, die nach den Vereinbarungen mit Betriebsrat und Haupt-Vermieter Highstreet 2012ff wieder zu Buche schlagen werden. Ein Merger mit Kaufhof würde in diesem Zusammenhang neue Fakten schaffen. Strategisch ist ein deutscher Warenhaus-Monopolist auf jeden Fall ein attraktiveres Verkaufsobjekt als Karstadt allein. Und wer weiß schon, was Berggruen hinter den Kulissen mit seinem Partner Blackstone vereinbart hat. Vielleicht behält er nur das operative Geschäft, und die Immobilien (die sicher den Löwenanteil des Kaufpreises darstellen) gehen gleich an den US-Finanzinvestor. Mit den oben beschriebenen, selben Konsequenzen.
Die Galeria Kaufhof GmbH war bislang schon dem Portfoliomanagement eines börsennotierten Konzerns ausgesetzt. Auch wenn böse Stimmen etwas anderes behaupten, ist die Metro AG im Kern aber immer noch Einzelhändler. Deshalb weiß sie auch, dass die Wachstumsperspektiven des Geschäftsmodells begrenzt sind. Das heißt nicht, dass man mit Warenhäusern kein Geld verdienen kann. Siehe Kaufhof. Wenn branchenfremde Investoren übernehmen, ändert sich schlichtweg die Perspektive. Bislang konnte die Kaufhof-Führung bei ihren Entscheidungen auf das Verständnis von Mutter Metro für die Notwendigkeiten des Einzelhandelsgeschäfts bauen. Was ja insbesondere bei langfristig wirkenden Investitionen wichtig ist. Wenn der Verkauf so läuft, wie es sich anbahnt, dürfte das künftig schwieriger werden.
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