Donald schneider

"Worüber reden die Leute?"

Mit Lagerfeld@H&M hat Donald Schneider Modegeschichte geschrieben. Jetzt hat er sich vorgenommen, die ikonische 80er Jahre-Marke ELHO wiederzubeleben. Im Interview mit profashionals erzählt Donald, wie weit er damit ist. Und er spricht über die Entwicklung des Modemarketing. "Heute muss man als Marke täglichen Content bieten. Das muss kosteneffizient sein. Aber über dieses tagtägliche Social Media-Futter redet keiner mehr. Das klickt man schnell durch. Worüber aber reden die Leute?" Donald hat die Antwort.

Donald, Du gehörst ja zu den inter­na­tio­nal renom­mier­ten Krea­ti­ven, bewegst Dich seit 30 Jah­ren in der Bran­che, hast Dir ins­be­son­de­re mit Collabs einen Namen gemacht. Du kennst das Mode­busi­ness also gut. Das hat Dich nicht abge­schreckt, mit ELHO selbst ins Beklei­dungs­ge­schäft ein­zu­stei­gen?

Nein. Das war eine span­nen­de Chan­ce. Das hat mich ein­fach sofort auf ganz vie­len Ebe­nen begeis­tert.

Du bist Schwei­zer, von daher hast Du womög­lich eine beson­de­re Bezie­hung zum Ski­sport. Der gilt aller­dings nicht gera­de als Wachs­tums­markt. Stich­wort: Kli­ma­wan­del, Schnee­man­gel.

Ach weißt Du, ich schaue ger­ne da hin, wo ande­re nicht so hin­schau­en. Das ist in der Mode eher sel­ten, denn da ren­nen die meis­ten dem hin­ter­her, was gera­de ange­sagt ist. Ich habe damals über­legt, was könn­te als Nächs­tes kom­men, nach Ath­lei­su­re. Ich war und bin fel­sen­fest über­zeugt, dass das eine Ver­bin­dung ist von Out­door und Mode. Mei­ne Part­ne­rin Clau­dia Hof­mann, die ja Desi­gne­rin und Sty­lis­tin ist, und ich haben uns gefragt: War­um sieht eigent­lich vie­le Out­door­be­klei­dung so schlecht aus? Die Far­ben tun weh, die Schnit­te sind unin­spi­rie­rend. Funk­tio­nal ist es zwar super, aber war­um kann das nicht trotz­dem sty­lish aus­se­hen?

Jetzt wollt Ihr es bes­ser machen.

Ich habe vor Jah­ren sogar mal eine Prä­sen­ta­ti­on für Jack Wolfs­kin gemacht, aus Eigen­in­itia­ti­ve, und denen eine Col­lab vor­ge­schla­gen, mit Bal­main oder Guc­ci oder so. Der Mar­ke­ting­chef dort hat mir den Vogel gezeigt, von wegen ‚Wir sind Out­door, nicht Mode‘. Zwei Jah­re spä­ter kam Guc­ci & The North Face. Da fan­den es dann plötz­lich alle span­nend.

Und wie kamt Ihr dann zu ELHO?

Das ist eine Mar­ke mit einer unglaub­li­chen Heri­ta­ge und See­le, auch wenn die jetzt 25 Jah­re lang geschla­fen hat. Aber es gibt immer noch Men­schen, die es ken­nen. Der Name ist posi­tiv besetzt. Es schien uns jeden­falls viel erfolgs­ver­spre­chen­der, auf eine Mar­ke zurück­zu­grei­fen, die es bereits gab, als eine völ­lig neue zu erfin­den.

Es geht um Per­for­man­ce­pro­duk­te für den All­tag.

Das ist genau die Idee. Unser ers­ter Fokus ist Per­for­mance. Die Pro­duk­te müs­sen am Berg funk­tio­nie­ren, im Schnee­sturm bei minus 20 Grad. Aber es geht eben­so um visio­nä­res Design. Die Sachen sol­len so cool aus­se­hen, dass sie auch in der Stadt über­zeu­gen.

"Das Desire, ELHO haben zu wollen, das baut man nicht mal über Nacht so auf, das braucht Zeit und nicht nur eine Saison. Wir wollen unsere Marke zudem protecten und machen nicht jeden Deal."

Clau­dia Hof­mann und Du, Ihr macht ELHO nicht allein, son­dern Ihr habt ein Team auf­ge­baut.

Wir sind ein klei­nes Team, das von Ber­lin und Zürich aus ope­riert. Pro­duct Deve­lo­p­ment und Admi­nis­tra­ti­on sind in der Schweiz, alle ande­ren Func­tions in Ber­lin. Wir sehen uns als Schwei­zer Mar­ke, ganz bewusst. Ich selbst bin Schwei­zer, unser Ambassa­dor Andri Raget­t­li, der Free­style Ski Cham­pi­on, ist Schwei­zer. Wir haben bewusst die Art Cap­su­le mit dem Estate vom legen­dä­ren Künst­ler Jean-Michel Bas­qui­at gemacht, den ich aus mei­ner Zeit in New York kann­te und mal mit ihm in der Schweiz war. Was vie­le nicht wis­sen, dass er regel­mä­ßig in St. Moritz war.

Ursprüng­lich ist ELHO eine deut­sche Mar­ke.

Stimmt. Ich wuss­te das aber nicht. Ich dach­te frü­her immer, das sei eine ame­ri­ka­ni­sche Brand. Schon allein das ico­nic ELHO Logo sieht eher ita­lie­nisch oder fran­zö­sisch aus.

Elho fw campaign photos
André x ELHO: Die limi­tier­te Art Cap­su­le Coll­ec­tion (ab Okto­ber 2025), mit exklu­si­vem Mr. A Graf­fi­ti-Art­work von André Sarai­va

Seit Okto­ber 24 seid Ihr nun am Markt. Wie ist die ers­te Win­ter­sai­son gelau­fen?

Wir hat­ten einen guten Start. Natür­lich haben wir da kei­ne Ver­gleichs­er­fah­rung. Wir haben auf jeden Fall viel Auf­merk­sam­keit erhal­ten. Wir arbei­ten im Ver­trieb mit der Agen­tur Mela­gence zusam­men, die ja auch Arc‘teryx Vei­lan­ce ver­tre­ten. Wir sind in der ers­ten Sai­son schon in 20 Läden rein­ge­kom­men, dar­un­ter Adres­sen wie Breu­nin­ger oder BSTN. Mir haben seit­her vie­le gesagt, das sei sehr out­stan­ding für einen New­co­mer.

Und wie ist das Feed­back aus dem Han­del, was den Abver­kauf angeht?

Wir haben in eini­gen Läden gut ver­kauft, in ande­ren weni­ger. Das Desi­re, ELHO haben zu wol­len, das baut man nicht mal über Nacht so auf, das braucht Zeit und nicht nur eine Sai­son. Wir wol­len unse­re Mar­ke zudem pro­tec­ten und machen nicht jeden Deal.

Auf die Zukunft gerich­tet: Was wird die größ­te Chall­enge für ELHO?

Bekannt zu wer­den, und das ohne Rie­sen-Bud­get. Wir sind nicht Puma oder Adi­das. Es geht dar­um, unse­re Kun­den zu fin­den und Con­ver­si­on zu gene­rie­ren. Unser Fokus ist D2C, weil wir da die Mar­ken­ex­pe­ri­ence bes­ser kon­trol­lie­ren kön­nen. Im Who­le­sa­le fragt man uns oft‚ seid Ihr Out­door oder seid Ihr Mode?‘. Wir sind eben genau bei­des, das ist die Zukunft!

Kom­mu­ni­ka­ti­on ist ja Dein Metier. Du wirst als Erfin­der der Desi­gner Col­lab-Idee gehan­delt. Magst Du über­haupt noch auf Dei­nen Genie­streich Lagerfeld@H&M ange­spro­chen wer­den?

Klar. Ich hat­te damals mei­ne Krea­tiv­agen­tur in Paris und mach­te Kam­pa­gnen für Chloé, Dior, Karl Lager­feld. Irgend­wann kam H&M, das war natür­lich fas­zi­nie­rend. Vor­her hat man mei­ne High Fashion-Kam­pa­gnen eigent­lich nur in Vogue und Har­pers Bazaar gese­hen. ‚Nor­ma­le‘ Men­schen haben das ja gar nicht zu Gesicht bekom­men. Ich muss­te mei­ner Fami­lie dann nichts mehr zei­gen, son­dern sie haben mei­ne Kam­pa­gnen plötz­lich über­all gese­hen, im Fern­se­hen und auf Pla­kat­wän­den, über­all.

Wie kam es dann zu der Desi­gner Col­lab-Idee?

Die klas­si­sche H&M‑Werbung zu machen, hat mich offen gesagt irgend­wann mal etwas gelang­weilt. Das waren halt immer Super-Models vor wei­ßem Hin­ter­grund, was für einen Art Direc­tor jetzt nicht so span­nend ist. Ich woll­te ger­ne mal etwas machen, wo die Leu­te nicht nur über den Namen des Super-Models reden, son­dern über die Klei­dung. Ich woll­te, dass wir das vie­le Geld, das wir den Models bezah­len, einem Desi­gner geben, der damit eine Kol­lek­ti­on macht.

"Mein Gesprächspartner bei H&M meinte, Lagerfeld redet doch gar nicht mit uns. Da sagte ich: ‚Aber er redet mit mir!‘ Karl hat dann keine zehn Sekunden gebraucht, um die Idee zu verstehen."

Wie fan­den die Schwe­den das?

Es hat ein wenig gedau­ert, von wegen ‚Wir machen doch das Design‘. Aber nach ein paar Tagen hat mich der dama­li­ge Brand Mana­ger zurück­ge­ru­fen und gefragt: ‚Wie stellst Du Dir dei­ne Idee genau vor?‘. Ich habe dann gesagt, es braucht einen gro­ßen Namen und habe Karl Lager­feld vor­ge­schla­gen. Mein Gesprächs­part­ner bei H&M mein­te, der redet doch gar nicht mit uns. Da sag­te ich: ‚Aber er redet mit mir!‘ Karl hat dann kei­ne zehn Sekun­den gebraucht, um die Idee zu ver­ste­hen.

Fand er das ein­fach amü­sant? Oder hat er sich bereits auf der gan­zen Welt pla­ka­tiert gese­hen?

Ich habe gefragt: ‚Karl, kennst Du H&M?‘. Und er mein­te: ‚Klar, das tra­gen alle mei­ne Assis­ten­ten‘. Er hat dann sofort gesagt: ‚Dei­ne Idee ist genau die Zukunft. In Zukunft wird es nur noch High und Low geben.‘

Er hat­te kei­ne Angst, dass sein Image als exklu­si­ver Desi­gner beschä­digt wird?

Nein. Er hat das stra­te­gisch gese­hen. Er hat­te High mit Cha­nel und Fen­di. Und das hier war die Chan­ce für Low. Er hat mir dann beim Raus­ge­hen nach­ge­ru­fen: ‚Donald, ich habe da noch eine Fra­ge‘. Da habe ich gedacht: ‚Oje, jetzt ruft er bestimmt zehn Mil­lio­nen oder so auf und dann fällt alles aus­ein­an­der‘. Er woll­te aber nur wis­sen, ob ich schon mit einem ande­ren Desi­gner über die Idee gespro­chen habe. Nein, und ich bin sicher, wenn ich damals Marc Jacobs oder Tom Ford gefragt hät­te, dann hät­ten sie mich gefragt ‚Hat das schon mal jemand gemacht?‘. Und mir dann abge­sagt. Karl aber war muti­ger und sag­te: ‚Super. Dann machen wir es‘.

LhmWahr­schein­lich, weil er eh gemacht hat, was er woll­te. Jeder ande­re hät­te erst­mal Herrn Arnault oder Herrn Pinault fra­gen müs­sen, und die hät­ten das unter­sagt.

Auf jeden Fall.

Jetzt sind über 20 Jah­re ver­gan­gen. Ich glau­be, ich muss Dich trotz­dem nicht fra­gen, ob sich der Kniff nicht lang­sam tot­läuft?

Ich bin nach wie vor ein gro­ßer Ver­fech­ter von Col­la­bo­ra­ti­ons, mehr denn je. Frü­her gab es glo­ba­le State­ment-Kam­pa­gnen, sechs sie­ben Moti­ve, mit denen man die gan­ze Sai­son bestrit­ten hat. Heu­te macht man das nicht mehr, das wür­de die Leu­te sofort lang­wei­len.

Zumal alle auf die glei­chen Models gegan­gen sind. Ich war vor Jah­ren mal in Peking. Da war die hal­be Stadt mit Kate Moss pla­ka­tiert, die für drei ver­schie­de­ne Mar­ken gewor­ben hat.

Rich­tig. Heu­te muss man zudem täg­li­chen Con­tent bie­ten. Das muss kos­ten­ef­fi­zi­ent sein. Aber über das tag­täg­li­che Social Media-Fut­ter redet kei­ner mehr. Das klickt man schnell durch. Wor­über aber reden die Leu­te? Über Caval­li x Skims mit Kim Kar­da­shi­an. Wor­über reden die Leu­te bei Marc O’Polo?

Zum Bei­spiel über Toni Kroos.

Genau. Da kann mir kei­ner erzäh­len, dass das lang­wei­lig wird. Die Collabs sind die State­ment-Kam­pa­gnen von heu­te. Es ist die effek­tivs­te Art um Auf­merk­sam­keit und Begehr­lich­keit zu erzeu­gen. Frü­her gab es gute und schlech­te Kam­pa­gnen, genau­so ist das heu­te mit Collabs. Die Guten sind mega effek­tiv!

Auf wel­che ande­re Idee – neben Karl Lager­feld & H&M bist Du beson­ders stolz?

Was gut geklappt hat, war David Beck­ham x H&M. Das war nicht nur für eine Sai­son, son­dern hat über Jah­re funk­tio­niert. Es haben aber auch eini­ge mei­ner Ideen nicht funk­tio­niert. Ich habe mich zum Bei­spiel früh für K‑Pop begeis­tert und woll­te die dama­li­gen Super­stars Big Bang unbe­dingt für H&M gewin­nen, für eine welt­wei­te Col­lab. Sie waren damals die Super­stars, wur­den aus­ge­stat­tet von Cha­nel, Tom Ford und so wei­ter. Aber die Col­lab kam dann lei­der nicht zustan­de, weil zwei der fünf Sän­ger zum Mili­tär­dienst muss­ten.

"Zwei Namen zusammenbringen, das reicht nicht. Die Idee ist wichtig, das Produkt ist wichtig, das Timing ist wichtig."

Und wel­che Kol­la­bo­ra­ti­on hät­test Du selbst ger­ne erfun­den, weil sie Dich so beein­druckt hat?

Super fand ich Ome­ga x Swatch. Dar­auf wäre ich ger­ne gekom­men.

Die Ome­ga-Leu­te fan­den aber nicht so toll, dass es ihre Moon Watch auf ein­mal in Plas­tik gab. Ist halt der­sel­be Kon­zern.

Die Cha­nel-Leu­te fan­den die Karl Lager­feld x H&M‑Idee auch nicht so toll. Aber bei­de Sei­ten pro­fi­tie­ren schluss­end­lich bei einer guten Col­lab davon.

Man­che Anbie­ter ver­su­chen aus einer Col­lab ein Dau­er­ge­schäft zu machen. Das geht ent­we­der von den Stars aus – Kar­da­shi­an & Co, alle Hip­hop-Stars – oder Anbie­ter wie About You sind die Trei­ber mit Mar­ken wie LeGer von Lena Gercke. Was hälst Du von Cele­bri­ty-Kol­lek­tio­nen?

Es gibt sol­che und sol­che. Der unglaub­li­che Erfolg von Mon­cler mit sei­nem Col­lab-Sys­tem beweist doch alles! Es muss halt gut gemacht sein. About You kam sei­ner­zeit zu uns, weil sie was Inter­na­tio­na­les machen woll­ten. Ich habe dann Kend­all Jen­ner gewin­nen kön­nen. Sie hat natür­lich gekos­tet, aber es hat auch ent­spre­chend gigan­ti­sche Reso­nanz gebracht. Zwei Namen zusam­men­brin­gen, das reicht aller­dings nicht. Die Idee ist wich­tig, das Pro­dukt ist wich­tig, das Timing ist wich­tig. Aber am wich­tigs­ten ist die aus­ge­klü­gel­te 360° Akti­vie­rung. Frü­her war alles auf ein paar Monthlies aus­ge­rich­tet. Heu­te, mit Influen­cer und Social Media etc., ist das ungleich kom­pli­zier­ter und viel­fäl­ti­ger gewor­den.

Was hälst Du von Bir­ken­stock & Lego, von Balen­cia­ga & Ikea, von Mon­cler & Hari­bo?

Weiss nicht.

Die gibt’s noch gar nicht. Das sind Vor­schlä­ge von ChatGPT.

(Lacht)

Hast Du Sor­ge, dass KI einen Mar­ken­kom­mu­ni­ka­tor wie Dich über­flüs­sig machen könn­te?

Wir benut­zen KI natür­lich auch bei unse­ren Arbeits­pro­zes­sen und ich fin­de das super­span­nend. Ich bin kein Digi­tal Nati­ve, und froh, dass ich noch weiß, wie es vor­her war. Ich den­ke, die mensch­li­che Kom­po­nen­te wird immer wich­tig blei­ben, wenn es um Krea­ti­vi­tät geht. Mich inter­es­sie­ren neue Sachen. Ich kom­me aus einer Erfin­der-Fami­lie. Mein Vater, mein Groß­va­ter waren Erfin­der.

Tat­säch­lich? Was haben die erfun­den?

Mein Groß­va­ter hat eine Jute-Spinn­ma­schi­ne erfun­den, die er auf der gan­zen Welt instal­liert hat. Mein Vater hat einen Vlies­stoff – Roya­lin – ent­wi­ckelt, der damals vor allem in Kran­ken­häu­ser ein­ge­setzt wur­de. So erfin­de ich auch immer ger­ne Sachen und über­le­ge stän­dig, was kann ich neu machen, was kann ich anders machen?

"Die Modestadt Berlin hat meiner Meinung nach eine Riesen-Chance verpasst. Was Kopenhagen heute macht, hätte Berlin machen können: voller Fokus auf Nachhaltigkeit."

Du hast es eben schon mal ange­spro­chen. Wie schaust Du auf die Ent­wick­lung der Mode­me­di­en?

Ich war ja lan­ge Jah­re Direc­teur Artis­tique bei der Vogue in Paris. Da floss alle Ener­gie in ein gedruck­tes Heft, und wir haben mit den Bes­ten der Bes­ten zusam­men­ge­ar­bei­tet. Ein­mal im Monat hat man sich wie bei den Olym­pi­schen Spie­len an den ande­ren gemes­sen, der ita­lie­ni­schen Vogue, Har­pers Bazaar und so wei­ter. Wenn da ein neu­es Model, ein neu­er Foto­graf, ein neu­er Desi­gner auf­tauch­te, dann spür­te man instink­tiv: Da beginnt was Neu­es. Heu­te fehlt mir die­se Auto­ri­tät. Frü­her konn­test Du eine hal­be Stun­de pro Monat am Kiosk ver­brin­gen und warst top up to date. Heu­te surfst Du von mor­gens bis abends im Netz und bist am Ende immer noch nicht schlau­er. Oder schau Dir die Ent­wick­lung bei den Moden­schau­en an. Es geht nicht mehr dar­um, was da gezeigt wird. Son­dern die Influen­cer nut­zen das Event nur noch zur Self-Pro­mo­ti­on. Das fin­de ich scha­de. Aber ich will jetzt auch nicht der Alte sein, der über die Jugend schimpft. Mich inter­es­siert wie gesagt, immer das, wo die ande­ren nicht so hin­schau­en.

Du hast in New York gelebt, lan­ge in Paris gear­bei­tet und bist dann vor Jah­ren nach Ber­lin gezo­gen. In den Nuller­jah­ren gab es dort einen viel­ver­spre­chen­den Auf­bruch. Wie schaust Du heu­te auf die Ent­wick­lung?

Ich lie­be Ber­lin. Die Stadt wird aller­dings lei­der immer teu­rer, aber nicht unbe­dingt bes­ser. Es gilt nicht mehr ‚arm und sexy‘, son­dern ‚teu­er und unse­xy‘.

Und die Mode­sze­ne?

Die Mode­stadt hat mei­ner Mei­nung nach eine Rie­sen-Chan­ce ver­passt. Was Kopen­ha­gen heu­te macht, hät­te Ber­lin machen kön­nen: vol­ler Fokus auf Nach­hal­tig­keit.

Wobei Nach­hal­tig­keit bei der Fashion Week schon the­ma­ti­siert wird.

Ja, aber Kopen­ha­gen setz­te alles auf die Nach­hal­tig­keit. Bei denen kommt die gan­ze Welt vor­bei. Das hät­te man in Ber­lin machen kön­nen und noch viel grös­ser. Das hät­te man der Stadt auch abge­nom­men. Aber irgend­wie hat Ber­lin ver­sucht, ein neu­es Paris oder Mai­land zu wer­den. Was nie­mals pas­sie­ren wird.

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