Passiert large

Wenn ich heute Zeit hätte…

...dann würde ich mich ja zum anstehenden Black Friday auslassen.
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Jür­gen Mül­ler

…über den gro­tes­ken Umstand, dass deut­sche Ein­zel­händ­ler ihre Prei­se sen­ken, weil ame­ri­ka­ni­sche Ver­brau­cher nach dem Trut­hahn-Essen einen frei­en Tag haben.

…über eine Preis­ak­ti­on, die dem Weih­nachts­ge­schäft frü­hen Schwung ver­lei­hen soll, bevor die Kon­su­men­ten ihr Geld auf Weih­nachts­märk­ten oder im Urlaub aus­ge­ben kön­nen.

…über eine Preis­po­li­tik, die sich vom Sai­son­den­ken ent­kop­pelt hat, dem das Gros der Ein­zel­händ­ler nach wie vor ver­haf­tet ist, und wo es ins­be­son­de­re im Online Retail dar­um geht, per­ma­nent Kauf­an­rei­ze zu sen­den. Wes­we­gen dort auch längst nicht mehr nur in Kol­lek­tio­nen, son­dern in drops gedacht wird. Was aller­dings deut­lich mehr Krea­ti­vi­tät erfor­dert als nur die Preis­trom­mel zu rüh­ren.

…über ein Sym­ptom für die Über­sät­ti­gung eines Mark­tes, in dem Ange­bot und Nach­fra­ge schon lan­ge aus dem Gleich­ge­wicht sind. Trotz­dem ist der Ver­gleich mit dem frü­he­ren Win­ter­schluss­ver­kauf irre­füh­rend. Denn tat­säch­lich geht es bei Aktio­nen wie dem Black Fri­day nicht um Lager­räu­mung, son­dern um Ver­drän­gung – mit Hil­fe des schärfs­ten Schwerts, das der Han­del hat: der Preis­sen­kung. Ein Schwert, das frei­lich mit dem häu­fi­gen Gebrauch abstumpft. Tat­säch­lich sind Rabat­te eine Dro­ge, die ste­tig gestei­gert wer­den muss, um zu wir­ken. Eine Dro­ge, die aller­dings anders als Hero­in nicht dem Ver­brau­cher, son­dern dem Dea­ler scha­det.

…über den vom Han­del am liebs­ten negier­ten Erleb­nis­fak­tor, den die Schnäpp­chen­jagd für die aller­meis­ten Ver­brau­cher eben auch beinhal­tet. Und die mitt­ler­wei­le ein­ge­üb­te Erwar­tungs­hal­tung, dass dem­nächst die Prei­se pur­zeln und man mit dem Kau­fen bes­ser abwar­tet. Frei nach Gor­bat­schow: Wer zuerst kommt, den bestraft das Leben.

…über Mond­prei­se und ein­kal­ku­lier­te Rabat­te. Die sind doch nicht blöd, die Händ­ler. Die­se Ver­brau­cher­täu­schung kos­tet aller­dings nicht nur Mar­ge, son­dern auch Ver­trau­en und Glaub­wür­dig­keit. Und min­dert auf lan­ge Sicht die Wert­schät­zung für die Pro­duk­te.

…über alter­na­ti­ve Aktio­nen, mit denen sich Mar­ken wie Arme­dan­gels, Eco­alf und Frei­tag oder auch Ein­zel­händ­ler wie Rame­low zuletzt bewusst vom Rab­att­rum­mel distan­ziert und statt­des­sen Qua­li­täts­be­wusst­sein, Ser­vice­ori­en­tie­rung und Hal­tung demons­triert haben.

…über einen Ter­min, der die­ses Jahr fast zu spät kommt, da vie­le Fir­men nach einer mie­sen Herbst­sai­son jetzt bereits Liqui­di­tät brau­chen. Gott­sei­dank ist der 'Sin­gles Day' schon nächs­te Woche.

Aber ich habe heu­te lei­der kei­ne Zeit…