
…über den grotesken Umstand, dass deutsche Einzelhändler ihre Preise senken, weil amerikanische Verbraucher nach dem Truthahn-Essen einen freien Tag haben.
…über eine Preisaktion, die dem Weihnachtsgeschäft frühen Schwung verleihen soll, bevor die Konsumenten ihr Geld auf Weihnachtsmärkten oder im Urlaub ausgeben können.
…über eine Preispolitik, die sich vom Saisondenken entkoppelt hat, dem das Gros der Einzelhändler nach wie vor verhaftet ist, und wo es insbesondere im Online Retail darum geht, permanent Kaufanreize zu senden. Weswegen dort auch längst nicht mehr nur in Kollektionen, sondern in drops gedacht wird. Was allerdings deutlich mehr Kreativität erfordert als nur die Preistrommel zu rühren.
…über ein Symptom für die Übersättigung eines Marktes, in dem Angebot und Nachfrage schon lange aus dem Gleichgewicht sind. Trotzdem ist der Vergleich mit dem früheren Winterschlussverkauf irreführend. Denn tatsächlich geht es bei Aktionen wie dem Black Friday nicht um Lagerräumung, sondern um Verdrängung – mit Hilfe des schärfsten Schwerts, das der Handel hat: der Preissenkung. Ein Schwert, das freilich mit dem häufigen Gebrauch abstumpft. Tatsächlich sind Rabatte eine Droge, die stetig gesteigert werden muss, um zu wirken. Eine Droge, die allerdings anders als Heroin nicht dem Verbraucher, sondern dem Dealer schadet.
…über den vom Handel am liebsten negierten Erlebnisfaktor, den die Schnäppchenjagd für die allermeisten Verbraucher eben auch beinhaltet. Und die mittlerweile eingeübte Erwartungshaltung, dass demnächst die Preise purzeln und man mit dem Kaufen besser abwartet. Frei nach Gorbatschow: Wer zuerst kommt, den bestraft das Leben.
…über Mondpreise und einkalkulierte Rabatte. Die sind doch nicht blöd, die Händler. Diese Verbrauchertäuschung kostet allerdings nicht nur Marge, sondern auch Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Und mindert auf lange Sicht die Wertschätzung für die Produkte.
…über alternative Aktionen, mit denen sich Marken wie Armedangels, Ecoalf und Freitag oder auch Einzelhändler wie Ramelow zuletzt bewusst vom Rabattrummel distanziert und stattdessen Qualitätsbewusstsein, Serviceorientierung und Haltung demonstriert haben.
…über einen Termin, der dieses Jahr fast zu spät kommt, da viele Firmen nach einer miesen Herbstsaison jetzt bereits Liquidität brauchen. Gottseidank ist der 'Singles Day' schon nächste Woche.
Aber ich habe heute leider keine Zeit…