Verwirrende Signale zum Auftakt der Fußball-EM: Vor Wochen schon wurden die DFB-Trikots verramscht, als handle es sich um Ladenhüter. Es war womöglich das dynamic pricing der Onlineanbieter, die ums Verrecken die Konkurrenz unterbieten wollten. Dann räumte Adidas vorübergehend Probleme bei der Trikotbestellung in seinem Onlineshop ein, paradoxerweise aber nur bei Spielernamen mit Umlaut wie Özil, Müller, Götze oder Schürrle. Gleichzeitig hat der französische Zoll gefälschte Spanien-Leibchen beschlagnahmt. Die Adidas-Kopien waren durch den Euro-Tunnel von Großbritannien nach Frankreich geschmuggelt worden – vielleicht um die Herkunft aus China zu verschleiern? Die Adidas-Aktie verzeichnete dafür diese Woche einen Rekordstand, obwohl das Geschäft mit Fanartikeln, wie die Herzogenauracher zugeben, eher schleppend angelaufen ist. Verwirrende Signale wie gesagt.
Aber die Deutschen beschäftigt zurzeit ohnehin mehr das Wetter als das anstehende Spektakel um La Mannschaft. Tornado statt Turnier gewissermaßen. Am Mittwoch hat sogar der Bundestag über das Wetter diskutiert. Das passiert sonst nur auf Erfa-Tagungen von Textileinzelhändlern. Die Parlamentsdebatte verlief denn auch ähnlich ergebnislos. Dafür ist das von der Politik angeregte Plastiktütenentgelt inzwischen Realität. Im April hatten die Bundesumweltministerin und der HDE-Präsident die seit langem geplante „Vereinbarung zur Verringerung des Verbrauchs von Kunststofftragetaschen“ feierlich unterzeichnet. Die Initiative zum Schutz der Weltmeere ist natürlich begrüßenswert. Trotzdem hatte das Ganze was von Schattenboxen – während Verbände und Politik über Tragetaschen streiten, lassen sich die Verbraucher ihre Einkäufe zunehmend in Paketen nach Hause liefern. Der Onlinehandel beschert den DHL, Hermes & Co Rekordumsätze. Um über 10 Prozent nahmen die Auslieferungen an Endverbraucher laut Bundesverband der Paket- und Expresslogistik im vergangenen Jahr zu, ein Drittel entfalle auf die großen Player wie Amazon und Zalando. Ob die Politik demnächst mit einem Paketentgelt zur Reduzierung von Verkehrsaufkommen und Feinstaubbelastung aufwartet?
Und sonst?
…muss Burberry-Chef Christopher Bailey auf 75% seines Gehalts verzichten. Es bleiben ihm immer noch fast 1,9 Millionen Pfund.
…geht Amazon wohl mit weiteren Bookstores stationär. Modechef Sergio Bucher ging schon mal voraus und wird neuer CEO der britischen Warenhausgruppe Debenhams.
…führt Zara ein neues Umkleidekabinen-System ein. Der Spanner, der vor zwei Wochen bei Zara in München Frauen beim Umziehen gefilmt hat und es damit auf die Titelseite der Bild-Zeitung geschafft hat, hat damit aber nichts zu tun.