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Aufreger der Woche: Magermodels, Middelhoff und Sklavensandalen von Zara

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Wie man's macht, ist es ver­kehrt. Da debat­tiert Paris über die Ein­füh­rung einer Mager­mo­del-Stra­fe für Mode­de­si­gner, und die Zei­tun­gen fra­gen sich allen Erns­tes, wie Hedi Sli­ma­ne wohl dar­auf reagie­ren wird und ob er im Zwei­fel lie­ber 75.000 Euro für einen Ver­stoß gegen das Mager-Ver­bot bezah­len oder gar für sechs Mona­te ins Gefäng­nis gehen wür­de. Auf der ande­ren Sei­te löst der "I'm no angel"-Werbespot von Lane Bryant in den USA einen Shit­s­torm aus, weil er pfun­di­ge Models als Schön­heits­ide­al pro­pa­giert. Das sei Dis­kri­mie­rung der Dün­nen und so wei­ter. Ja was denn nun?

Die Dove-Masche von Lane Bryant ist natür­lich bil­li­ge Ran­schmeis­se an eine Ziel­grup­pe, die sich mit dem gefühl­ten Abnehm­zwang quält, und die ver­sucht, ihr das schlech­te Gewis­sen zu neh­men. Das ist – ein pas­sen­der Begriff – die Mas­se der Kun­den. Das funk­tio­niert vor allem des­halb, weil das Schön­heits­ide­al eben ein ande­res ist. Die­ses Ide­al kann man kri­ti­sie­ren. Trotz­dem gehört mehr Mut dazu, sich wie Hedi Sli­ma­ne und Karl Lager­feld zum Dünn­sein zu beken­nen. Letz­te­rer hat schon vor län­ge­rer Zeit pro­vo­kant aber nicht ganz zu Unrecht dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Über­ge­wicht in unse­rer Gesell­schaft das grö­ße­re Pro­blem dar­stellt.

Doch das recht­fer­tigt natür­lich kei­ne Cat­walk-Exzes­se. Size Zero ist eine Per­ver­si­on des Schlank­heits-Ide­als, das Models ver­kör­pern. Kran­ke Mäd­chen haben auf dem Lauf­steg nichts ver­lo­ren. Wie wäre es viel­leicht mit einem Gesund­heits­zeug­nis? Das wäre alle­mal sinn­vol­ler als ein staat­lich ver­ord­ne­ter BMI.

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Der zwei­te Auf­re­ger der Woche hat das Zeug zur Tra­gö­die: die Cau­sa Mid­del­hoff beschäf­tig­te erneut die Leit­ar­tik­ler. In dem Maße, wie Big T sich frü­her als Vor­zei­ge-Mana­ger pro­fi­lier­te, muss er jetzt stell­ver­tre­tend für die Raff­kes in den Chef­eta­gen Buße tun. Aus­ge­rech­net in der Oster­wo­che bean­trag­ten sei­ne Anwäl­te Haft­ver­scho­nung. Man liest von Schlaf­ent­zug, Auto­im­mun­krank­heit und Selbst­mord­ge­fahr. Davor hat­te Mid­del­hoff Pri­vat­in­sol­venz ange­mel­det, was ihm auch wie­der nur als Trick­se­rei aus­ge­legt wur­de. Es ist unmög­lich zu beur­tei­len, was in die­sem Fall rich­tig und was falsch ist. Egal, wie die Gerich­te urtei­len: sei­ne Stra­fe hat Mid­del­hoff längst erhal­ten.

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Und schließ­lich der drit­te "Auf­re­ger": Zara hat in sei­nem Online­shop "Skla­ven­san­da­len" ver­kauft. Was auch immer das sein soll – es reich­te für mit­tel­schwe­re Erre­gung im Netz. Es ist einer die­ser Shit­stür­me im Was­ser­glas, die trü­be enden. So wie sei­ner­zeit die KZ-Shirts, die SS-Blu­sen von Man­go, die Peschmer­ga-Over­alls von H+M, die Isis-Wäsche von Ann Sum­mers, der Bur­ka-Kaf­fee von Den­ner oder die Haken­kreuz-Stän­der von Kik.

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