Warum nur wundert einen die Nachricht nicht mehr? „Das Top-Genre zieht den Saisonstart nach vorne“, meldet die TW. Wohlgemerkt: den Herbst-Start, nicht etwa den Sommer. Eickhoff wirbt mit der Pre-Fall Collection von Brunello Cucinelli. Die Italiener hätten die Ware angeboten, warum soll er sie nicht verkaufen, sagt Albert Eickhoff. So ist das halt, wenn ein börsennotiertes Unternehmen seine Wachstumsrate hoch halten muss.
Es ist ein uraltes Thema, und die Klage darüber ist ja auch berechtigt: Das Saisontiming der Branche ist schon lange aus dem Ruder gelaufen, der Handel bietet die falsche Ware zur Unzeit an, und wenn die Nachfrage wetterbedingt steigt, fallen die Preise. Dieser perverse Marktmechanismus wird hier nun scheinbar auf eine absurde Spitze getrieben, die Branche ist dabei, sich selbst zu überholen.
Dabei ist die Aktion bei rechtem Licht besehen angesichts der Temperaturen draußen durchaus nachfragegerecht. Die Eickhoff-Kundinnen dürften neue Ware goutieren, und der Preis ist da dann auch nicht so das Thema. Den Begriff „Pre-Fall“ sollte man nicht so ernst nehmen; das ist Marketing-Wortgeklingel, allemal besser als „Late Spring“ und für einen Cashmere-Produzenten definitiv verkaufsfördernder als „Midsummer“. Tatsächlich ist die Aktion also weniger ein Beispiel für verfehltes Saisontiming, sondern angesichts der Wetterlage vielmehr ziemlich geschäftstüchtig. Jedenfalls besser, als nur auf die Preistrommel zu hauen.
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Und was hat uns noch so aufgeregt diese Woche? Die von Umweltbundesamt und Grünen geforderte Zwangsabgabe auf Plastiktüten. Nehmen wir eben Papiertüten. Ob die Ökobilanz damit günstiger ausfällt? Dann hat Amazon eine einstweilige Verfügung gegen die ARD-Dokumentation „Ausgeliefert“ erwirkt. Offenbar sind den HR-Reportern Fehler nachzuweisen. Und tatsächlich scheinen sich die Negativschlagzeilen auf das aktuelle Geschäft des Online-Riesen auszuwirken. Was der Amazon-Anwalt als Demagogie bezeichnet ist nur die unvermeidliche Dramaturgie dieser bei den Öffentlich-Rechtlichen mittlerweile fest etablierten Kritik-Dokus. Bei Kik kann man ein Lied davon singen. Die Farbbeutel-Attentate auf das Haus des Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten und Kik-Anwalts Walter Scheuerl sowie wohl auch auf das von Kik-Geschäftsführer Michael Arretz sind vermutlich auch eine Spätfolge von Christoph Lütgerts Kik-Story. Das ist keine Kritik mehr, sondern Kriminalität.
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