Viel ist dieser Tage über Amazon Go spekuliert worden. Das Video von dem kassenlosen Supermarkt ist auf Youtube über 7 Millionen mal geklickt worden. Die einen meinen, der Online-Gigant pflastere demnächst die globalen Fußgängerzonen mit unbemannten Convenience Stores zu und feiern das als Bekenntnis des Pure Players zum stationären Handel. Andere mutmaßen, dass es Amazon lediglich um die Entwicklung einer weiteren Technologie zur Gewinnung von Kundendaten gehe. In jedem Fall erscheint das Video wie ein zynischer Kommentar auf das hiesige Tengelmann-Geschachere: Ob nun Edeka oder Rewe besser für die Arbeitsplätze ist – am Ende werden sie eh alle wegrationalisiert werden.
Aber vielleicht kommt uns ja Donald Trump zu Hilfe. Der hat schließlich versprochen, gegen die Arbeitsplatzabbauer in der Industrie vorzugehen. Der designierte US-Präsident hat die Größen der Tech-Branche vorgestern zum Gespräch in seinen Trump Tower geladen. Zum "Kriecher-Gipfel" wie die SZ höhnte. Denn im Wahlkampf hatte das Silicon Valley fast geschlossen Hillary Clinton unterstützt. Amazon-Gründer Jeff Bezos hatte sich Trump sogar auf den Mond gewünscht. Jetzt verkündete er, dass er ihm "so aufgeschlossen wie nur möglich" gegenüberstehe. Womöglich hat ihm Trump ordentlich den Kopf gewaschen, was Bezos mit seiner Frisur nicht wirklich braucht.
Noch vor den Chefs von Apple, Google und Amazon hat der künftige US-Präsident übrigens Kanye West empfangen. Der Popstar soll sich Gerüchten zufolge als Turnschuhminister beworben haben (den wir in Hessen schon vor Jahren hatten). Womöglich haben die beiden aber auch nur besprochen, wie sie die Weltherrschaft künftig unter sich aufteilen.
Es sind politische Zeiten. Vanessa Friedman hat sich in der New York Times am Dienstag über das Style-Jahr 2017 ausgelassen – das Jahr, in dem Politik zum Fashion-Statement wurde. Angefangen beim Islam-Bekenntnis mittels Niqab und Burkini, über Beyonces Black Panther-Hommage beim Super Bowl und den Hosenanzug-Flashmob der Hillary-Unterstützer im Central Park bis hin zu Karl Lagerfelds Chanel-Show im wiedergeöffneten Havanna.
Es sind politische Zeiten. Vielleicht wird deshalb – um mit Bruno Labbadia zu sprechen – hochsterilisiert, dass Michelle Obama bei einem öffentlichen Auftritt am Vorabend der Volksabstimmung in Italien entgegen ihrer Gewohnheit keinen amerikanischen Designer, sondern Gucci trug. Style-Apologeten wollten das sogleich als Solidaritätsbekundung, wenn nicht als Wahlempfehlung für Premier Renzi verstanden haben. Es hat bekanntlich nichts genutzt. Auf dem aktuellen Titel der US-Vogue – den man getrost als politischen Kommentar Anna Wintours auffassen darf – trägt Michelle Obama übrigens Caroline Herrera. Zumindest in dieser Hinsicht ist die Welt für die US-Modebranche wieder in Ordnung.
Die der Schweden ist es sowieso. Prinzessin Victoria trug bei der Nobelpreis-Gala ein wunderschönes Kleid von H&M. Bevor jetzt alle die Läden stürmen – die Robe ist ein Unikat aus der Maßabteilung.
Ganz anders die Briten. Die echauffieren sich, dass ihre Premierministerin 1200 Euro teure Lederhosen trägt. Ein Zeichen für mangelnde soziale Sensibilität? Nein, sagt Außenminister Boris Johnson, vielmehr ein Symbol für Theresa Mays Weltoffenheit: "Wir sind so weltoffen, dass wir mehr Champagner und mehr Prosecco trinken, mehr deutsche Autos kaufen als alle anderen, und unsere wunderbare Premierministerin trägt sogar (Johnson auf Deutsch:) Lederhosen."