
Freitag, 11. Juli. Der Deal ist durch: Zalando übernimmt About You. Das Schwergewicht im Kundenportfolio vieler kommerzieller Brands wiegt künftig noch schwerer. Natürlich finden die Beteiligten das gut, malen sich Synergien, insbesondere im Backend aus, sind – mit Tarek Müller kurz gesagt – „heute noch bullisher als zum Announcement“. Ein paar Fragen stellen sich dann aber doch:
Wird es in fünf Jahren noch ein About You geben, das mehr ist als ein zweiter Eingang zum Zalando-Zentrallager? Was wird aus der Organisation in Hamburg mit ihren mehreren hundert Mitarbeitenden? Wie lange bleiben die About You-Gründer noch an Bord? Nutzt Tarek Müller, der immer wieder mal mit einem Einstieg in die Politik geliebäugelt hatte, demnächst die Gelegenheit zum Absprung?
Erhöht der Konzern jetzt den Druck auf seine Lieferanten, vom Wholesale auf den Marketplace umzusteigen? Wie werden sich die Provisionen entwickeln, wenn es weniger Kanal-Alternativen gibt?
Wieviel Zeit und Energie wird die Integration der beiden Organisationen brauchen? Wieviel Zeit wird der Markt ihnen geben? Wird die Börse das Manufacturing-to-Consumer-Geschäftsmodell eines Shein nicht höher bewerten als das Multilabel-Business von Zalando?
Wir werden sehen.
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Samstag, 12. Juli. Loro Piana wird von den italienischen Behörden wegen Arbeitsrechtsverstößen unter Aufsicht gestellt. Nach eigenen Angaben wusste man bei der LVMH-Tochter nichts vom ausbeuterischen Subcontracting eines Lieferanten. Tja.
Nach Dior, Armani und Valentino Bags ist es ein weiterer Fall, wo einer Luxusmarke Billigproduktion nachgewiesen wird. Abgesehen davon, dass immer deutlicher wird, dass hinter diesen Praktiken offenbar ein System steht – so viel Werbung können diese Marken gar nicht machen, um das Vertrauen wiederherzustellen, das durch solche Nachrichten verloren geht.
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Mittwoch, 16. Juli. Internationale Hedgefonds wetten gegen Hugo Boss. Diese Woche haben zwei Player ihre Short-Positionen verstärkt. Medienberichten zufolge halten diverse Fonds, die auf niedrigere Kurse spekulieren, jetzt insgesamt an die 8%. Gewöhnlich ein Warnsignal für Anleger und sich selbst verstärkender Hinweis auf Kursturbulenzen.
Derweil kauft die Frasers Group munter zu und drängt auf eine andere Dividendenpolitik, die den Kurs stärkt. Unruhe unter den Eigentümern, das ist eine Front, die Hugo Boss-CEO Daniel Grieder bestimmt nicht braucht.
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Donnerstag, 17. Juli. Es geht weiter mit der Textilproduktion in Mönchengladbach. Nachdem C&A seine Produktion stillgelegt hat, soll dort jetzt in den kommenden zehn Jahren eine neuartige, wettbewerbsfähige und nachhaltige Industrieproduktion entstehen. 25 Millionen Euro lassen das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund dafür springen. Mit im Boot bei "Textilfabrik 7.0 (T7)" sind neben dem Land und der Kommune diverse Verbände und Hochschulen. Jetzt muss nur noch die Industrie mitziehen. Weitere Infos gibt es hier.
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Wolfgang Grupp macht seinen Selbstmordversuch öffentlich. Seit er am Dienstag vergangener Woche ins Krankenhaus eingeliefert worden war, wurde über den Gesundheitszustand des 83jährigen spekuliert. Eine Burladinger Lokalzeitung hatte von einer Schussverletzung berichtet. In einem Brief an die Trigema-Mitarbeitenden spricht Grupp jetzt von Altersdepressionen. Er habe sich Gedanken gemacht, ob er überhaupt noch gebraucht werde.
Nicht nur bei Trigema werden viele diese Frage mit Ja beantworten. Wir wünschen gute Besserung.