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"Heute noch bullisher"

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Jür­gen Mül­ler

Frei­tag, 11. Juli. Der Deal ist durch: Zalan­do über­nimmt About You. Das Schwer­ge­wicht im Kun­den­port­fo­lio vie­ler kom­mer­zi­el­ler Brands wiegt künf­tig noch schwe­rer. Natür­lich fin­den die Betei­lig­ten das gut, malen sich Syn­er­gien, ins­be­son­de­re im Backend aus, sind – mit Tarek Mül­ler kurz gesagt – „heu­te noch bul­lisher als zum Announce­ment“. Ein paar Fra­gen stel­len sich dann aber doch:

Wird es in fünf Jah­ren noch ein About You geben, das mehr ist als ein zwei­ter Ein­gang zum Zalan­do-Zen­tral­la­ger? Was wird aus der Orga­ni­sa­ti­on in Ham­burg mit ihren meh­re­ren hun­dert Mit­ar­bei­ten­den? Wie lan­ge blei­ben die About You-Grün­der noch an Bord? Nutzt Tarek Mül­ler, der immer wie­der mal mit einem Ein­stieg in die Poli­tik gelieb­äu­gelt hat­te, dem­nächst die Gele­gen­heit zum Absprung?

Erhöht der Kon­zern jetzt den Druck auf sei­ne Lie­fe­ran­ten, vom Who­le­sa­le auf den Mar­ket­place umzu­stei­gen? Wie wer­den sich die Pro­vi­sio­nen ent­wi­ckeln, wenn es weni­ger Kanal-Alter­na­ti­ven gibt?

Wie­viel Zeit und Ener­gie wird die Inte­gra­ti­on der bei­den Orga­ni­sa­tio­nen brau­chen? Wie­viel Zeit wird der Markt ihnen geben? Wird die Bör­se das Manu­fac­tu­ring-to-Con­su­mer-Geschäfts­mo­dell eines Shein nicht höher bewer­ten als das Mul­ti­la­bel-Busi­ness von Zalan­do?

Wir wer­den sehen.

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Sams­tag, 12. Juli. Loro Pia­na wird von den ita­lie­ni­schen Behör­den wegen Arbeits­rechts­ver­stö­ßen unter Auf­sicht gestellt. Nach eige­nen Anga­ben wuss­te man bei der LVMH-Toch­ter nichts vom aus­beu­te­ri­schen Sub­con­trac­ting eines Lie­fe­ran­ten. Tja.

Nach Dior, Arma­ni und Valen­ti­no Bags ist es ein wei­te­rer Fall, wo einer Luxus­mar­ke Bil­lig­pro­duk­ti­on nach­ge­wie­sen wird. Abge­se­hen davon, dass immer deut­li­cher wird, dass hin­ter die­sen Prak­ti­ken offen­bar ein Sys­tem steht – so viel Wer­bung kön­nen die­se Mar­ken gar nicht machen, um das Ver­trau­en wie­der­her­zu­stel­len, das durch sol­che Nach­rich­ten ver­lo­ren geht.

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Mitt­woch, 16. Juli. Inter­na­tio­na­le Hedge­fonds wet­ten gegen Hugo Boss. Die­se Woche haben zwei Play­er ihre Short-Posi­tio­nen ver­stärkt. Medi­en­be­rich­ten zufol­ge hal­ten diver­se Fonds, die auf nied­ri­ge­re Kur­se spe­ku­lie­ren, jetzt ins­ge­samt an die 8%. Gewöhn­lich ein Warn­si­gnal für Anle­ger und sich selbst ver­stär­ken­der Hin­weis auf Kurs­tur­bu­len­zen.

Der­weil kauft die Frasers Group mun­ter zu und drängt auf eine ande­re Divi­den­den­po­li­tik, die den Kurs stärkt. Unru­he unter den Eigen­tü­mern, das ist eine Front, die Hugo Boss-CEO Dani­el Grie­der bestimmt nicht braucht.

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Don­ners­tag, 17. Juli. Es geht wei­ter mit der Tex­til­pro­duk­ti­on in Mön­chen­glad­bach. Nach­dem C&A sei­ne Pro­duk­ti­on still­ge­legt hat, soll dort jetzt in den kom­men­den zehn Jah­ren eine neu­ar­ti­ge, wett­be­werbs­fä­hi­ge und nach­hal­ti­ge Indus­trie­pro­duk­ti­on ent­ste­hen. 25 Mil­lio­nen Euro las­sen das Land Nord­rhein-West­fa­len und der Bund dafür sprin­gen. Mit im Boot bei "Tex­til­fa­brik 7.0 (T7)" sind neben dem Land und der Kom­mu­ne diver­se Ver­bän­de und Hoch­schu­len. Jetzt muss nur noch die Indus­trie mit­zie­hen. Wei­te­re Infos gibt es hier.

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Wolf­gang Grupp macht sei­nen Selbst­mord­ver­such öffent­lich. Seit er am Diens­tag ver­gan­ge­ner Woche ins Kran­ken­haus ein­ge­lie­fert wor­den war, wur­de über den Gesund­heits­zu­stand des 83jährigen spe­ku­liert. Eine Bur­la­din­ger Lokal­zei­tung hat­te von einer Schuss­ver­let­zung berich­tet. In einem Brief an die Tri­gema-Mit­ar­bei­ten­den spricht Grupp jetzt von Alters­de­pres­sio­nen. Er habe sich Gedan­ken gemacht, ob er über­haupt noch gebraucht wer­de.

Nicht nur bei Tri­gema wer­den vie­le die­se Fra­ge mit Ja beant­wor­ten. Wir wün­schen gute Bes­se­rung.