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Grünes Geld für Adidas. Neue Wege für Altkleider.

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Freitag, 2. Oktober. Adidas platziert erfolgreich seine erste Nachhaltigkeitsanleihe. 500 Millionen haben die Herzogenauracher damit erlöst. Das Geld fließt nun in Nachhaltigkeitsprojekte des Konzerns. Die Anleihe war fünffach überzeichnet, und das bei null Verzinsung. Statt Gewinn gibt’s ein gutes Gefühl das Geld ist schließlich für einen förderungswürdigen Zweck. Und Adidas lässt andere für sein grünes Image zahlen. Dem Herzogenauracher Kassenwart ist es am Ende egal, woher das Geld kommt, um die diversen Projekte und Unternehmungen des Konzerns zu finanzieren. Adidas kann mit der Emission seinen laufenden KfW-Konsortialkredit um 500 Millionen reduzieren.

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Sonntag, 4. Oktober. Kenzo Takada ist tot. Der Modedesigner starb mit 81 an den Folgen einer Covid 19-Erkrankung. Posthum das größte Kompliment wäre ihm womöglich, wenn auf der Beerdigung nicht nur Schwarz getragen würde.

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Montag, 5. Oktober. Gucci startet mit Resale. Auf therealreal eröffnen die Italiener einen Shop. Die Nachricht hat zunächst mal weniger Neuigkeitswert als man denkt, denn Gucci wird ja seit jeher auf der Altkleiderplattform gehandelt, Anbieter wie Stella McCartney oder Burberry haben dort auch schon Shops und zudem läuft die Kooperation nur bis Ende des Jahres. Trotzdem ist die Meldung interessant, denn sie wirft ein Schlaglicht auf das schnell wachsende Recommerce Business.

Pre-loved, Pre-worn, Worn Wear oder wie auch immer Second Hand jetzt genannt wird, ist ein Thema, das zurzeit viele in Industrie und Handel beschäftigt. Erst kürzlich verkündeten Levis und Cos entsprechende Initiativen. H&M hat seine Second Hand-Plattform Sellpy im Juni in Deutschland gestartet. Und vor zwei Wochen war auch Zalando in dieses Geschäft eingestiegen. 

Statt die Altkleider zu den immer seltener werdenden Containern zu tragen, kann man sie jetzt nach Berlin schicken, wo sie unter „pre-owned“ weiterverkauft werden. Gut 22.000 Artikel waren zum Start auf Zalando.de bereits zu finden. Unter Nachhaltigkeitsaspekten ist das eine mehr als sinnvolle Sache. Und natürlich soll das Ganze auf Zalandos Positionierung („do.MORE“) einzahlen. 

Doof ist allerdings, dass nichts ausgezahlt wird. Es gibt für die Altware lediglich Zalando-Einkaufsgutscheine oder man spendet die Summe. Das schont Zalandos Liquidität, wird den einen oder anderen Kunden aber abhalten, das Sinnvolle (Ressourcenschonung!) mit dem Nützlichen (Bares!) zu verbinden.  

Dass sich Branchenriesen wie Gucci, Zalando und H&M mit Recommerce beschäftigen, ist nicht nur dem Umweltschutz geschuldet. Das Thema ist auch für Investoren „the next big thing“. Zuletzt hat die US-amerikanische Resale-Plattform Goat 100 Millionen Dollar frisches Kapital zur Wachstumsfinanzierung eingesammelt. Und auch Adidas erfolgreiche Nachhaltigkeitsanleihe passt ja irgendwie in diesen Zusammenhang.

Mit Pre-loved Geld zu verdienen ist zugleich nicht ganz einfach. Therealreal hat allein im vergangenen Jahr 100 Millionen Dollar Verluste angehäuft.

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Donnerstag, 8. Oktober. Digital wird bekanntlich nicht nur eingekauft, sondern auch gearbeitet. Und weil keiner mehr ins Büro geht, jegliche Anlässe ausfallen und Casual einfach bequemer ist, gehört die Formalwear im Moment zu den größten Verlierern im Modemarkt. Die Krawatte hat ausgedient, stellt Lars Braun gegenüber der ARD fest. Und Braun ist in Hamburg eine Instanz für Herrenmode.

Ich habe mich die letzten 30 Jahre reingekniet, um das Unternehmen so aufzustellen, wie es momentan dasteht, stellt Olymp-Chef Mark Bezner heute in der TW frustriert fest: Und dann gerät dein Unternehmen fremdbestimmt und ohne, dass man es selbst verschulden darf, zwar nicht in Schieflage, aber doch gewaltig unter Druck  Bis ich das wirklich realisieren und akzeptieren konnte, hat es viele Wochen gedauert. Wenn auch Hemden aktuell nicht so gefragt sind, wird Bezner doch an seinem Geschäftsmodell festhalten. Ich halte weiterhin nichts davon, Ware zu verleihen. Ich verkaufe sie nur.

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Braunbär 747, von den Wildhütern des Katmai-Nationalparks in Alaska auch Jumbo Jet genannt, gewann den alljährlichen Fat Bear Week Contest. Der 630 Kilogramm-Koloss hat sich vor dem Winterschlaf von allen Bären im Park die schönste Fettschicht angefressen. Und diese Gewichtszunahme hat ausnahmsweise nichts mit Corona zu tun.