
Montag, 24. März. Decathlon zieht in Galeria-Filialen ein. Das sieht zunächst nach Win-Win aus: Decathlon verstärkt seine Präsenz in den Innenstädten und in den Köpfen der Bevölkerung. Galeria gewinnt einen zugkräftigen Anbieter, der Mieterlöse und bestenfalls Frequenz bringt.
Ob die Rechnung für die Beteiligten aufgeht, wird von der konkreten Umsetzung abhängen. Decathlon wird in Konstanz oder Freiburg ja wahrscheinlich nicht die dritte Etage belegen, sondern wertvolle Flächen mit Erdgeschoss-Zugang beanspruchen. Dafür müssen dann wahrscheinlich die für die Ausstrahlung eines Warenhauses prägenden Parfümerie- und Schmuckabteilungen wenigstens teilweise weichen. Und ob die Galeria-Männermode im ersten oder zweiten Stock von dem neuen Mieter profitiert? Der Kompetenz und Authorität des einstmals führenden deutschen Sporthändlers ist der Rückzug der Sportartikel-Sortimente aus den künftigen Decathlon-Standorten jedenfalls nicht zuträglich.
Dass aus großen Plänen nicht zwangsläufig große Erfolge werden, zeigt die Kooperation mit Sephora: Aus der vor acht Jahren angekündigten Expansion von Sephora sind gerade mal fünf Flächen bei Galeria geworden. Und wer weiß, ob der gestern ernannte neue Decathlon-CEO Javier López an der komplexitätstreibenden Vertriebspolitik seiner Vorgängerin festhält.
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Dienstag, 25. März. H&M plant, digitale Replica von 30 Top-Models zu produzieren, um diese in KI-generierten Kampagnen und in social media einsetzen zu können, berichtet BoF. Die Models behalten die Rechte an ihren virtuellen Zwillingen und profitieren damit auch monetär von deren Einsatz in jedwedem Kontext, auch außerhalb von H&M. Es ist ein cleverer Schachzug der Schweden, die sich damit gleichzeitig als technologisch fortschrittlich und sozial verantwortlich zeigen.
Aber natürlich hat auch H&M kein Geld zu verschenken. Zur Wahrheit gehört, dass die künftig per KI generierten Kampagnen viel einfacher, schneller und kostengünstiger produziert werden können. Das ist auch notwendig, denn der Bedarf an Content wird mit der Vielzahl der Kanäle und der höheren Schlagzahl an Anstößen tendenziell wachsen. Gespart wird an Reisen, Locations, Fotografen und Stylisten – all dem unsichtbaren Hintergrund-Aufwand, der Produktionen teuer und in der Vergangenheit aber auch meist den Unterschied gemacht hat. Wenn H&M es mit der sozialen Verantwortung ernst meinte, wären demnach auch Sonderzahlungen an die Künstlersozialkasse fällig.
Ohnehin darf man sich nichts vormachen, und GNTM-Fans müssen jetzt ganz stark sein: Das Modelsein hat keine Zukunft. Die KI-Welle wird auch über diesen Beruf hinwegrollen. Über kurz oder lang werden die manchmal launischen und mit viel Aufwand hergerichteten Schönheiten durch perfekte, grenzenlos modifizierbare und nie ermüdende künstliche Geschöpfe ersetzt werden. Wenige Top-Verdiener ausgenommen. Die Entwicklung läuft bereits. Heute schon spülen uns die sozialen Medien massenhaft virtuelle Influencer in die Feeds. Die Darstellung wird immer natürlicher. Der erstmals zu 100 Prozent KI-generierte Clip, den Puma diese Woche geschaltet hat, zeigt, was heute möglich ist.
Wobei was wir als authentische Darstellung ansehen zunehmend relativiert wird. Denn gleichzeitig wirkt die artifizielle KI-Ästhetik stilbildend, und das gängige Schönheitsideal wird weiter ins Extreme getrieben. Wenn es in diesem Kontext einen Beruf mit Zukunft gibt, dann ist es: Schönheitschirurg.
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Mittwoch, 26. März. Die aktuellen Otto-Ergebnisse werden von den Medien positiv vermerkt: Plus 5% beim Umsatz, 4% mehr Kunden, das GMV 9% gewachsen. Nur Exciting Commerce mag sich dem reaktivierten Claim („…find ich gut“) nicht anschließen: der Otto-Umsatz liege immer noch 700 Millionen unter 2021/22, mäkelt Autor Jochen Krisch, weshalb das Unternehmen auch ein 80 Millionen-Sparprogramm inklusive Stellenabbau aufgelegt habe. Und das Temu-Bashing, das bei der Bilanzpressekonferenz erneut aufkam, solle man sich ebenfalls besser sparen. Denn zu den Profiteuren der Lieferflut aus China gehöre auch der zum Konzern gehörende Paketzusteller Hermes.
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Donnerstag, 26. März. About You startet auf TikTok-Shop. Am kommenden Montag geht’s los. Promoted werden sollen vor allem die Celebrity Brands. Till Jagla, Marina Hoermanseder und Celine Bethmann werden ihre Produkte selbst verkaufen. About You auf den Spuren von QVC und HSE: next Generation Teleshopping. Wir sind gespannt, ob das zündet.