
Bei all den dramatischen Nachrichten dieser Tage kann einen schon mal die Zuversicht abhanden kommen. So wollen wir diese Woche mal den Fokus auf die Gewinner legen. Und damit ist nicht Donald Trump gemeint, auch wenn er sich bei seinem State of the Union-Auftritt selbstverständlich als solchen sah. Gut möglich, dass der US-Präsident mit seinen aggressiven Strafzöllen, der Einstellung jeglicher Entwicklungshilfe und dem Abriss der Verwaltung sich selbst – oder besser gesagt der US-Bevölkerung – ins Knie schießt. Ob Friedrich Merz nach seiner Wahl zum Bundeskanzler zum Gewinner wird, bleibt ebenso abzuwarten. Dass er für Sicherheit und Wirtschaftswachstum sorgt, sollte in unser aller Interesse sein.
Eindeutige Gewinner gab es dagegen am Sonntagabend in Hollywood. Die Oscars sind auch für Modeleute ein Pflichttermin. Das Gewinner-Kleid von Mickey Madison war von Dior. Demi Moore trug Armani Prive – die Marke, die die Oscar-Preisträger bislang am häufigsten anhatten (hier sind allerdings die vielen Armani-Smokings der Herren eingerechnet). Auch Louis Vuitton, Schiaparelli und Givenchy waren auf dem roten Teppich vertreten. Und gleich mehrfach Versace – an Meg Ryan, Amelia Dimz und Halle Berry – und natürlich Donatella herself.
Versace war diese Woche noch aus anderen Gründen in den Schlagzeilen. 1,5 Milliarden will der Prada-Konzern Presseberichten zufolge für die Marke hinblättern. Versace wurde 2018 von Michael Kors übernommen und der Konzern, zu dem auch Jimmy Choo gehört, in Capri Holdings umbenannt. Die geplante Fusion mit Tapestry (Coach, Kate Spade, Stuart Weitzman) wurde von den Behörden untersagt. Nachdem das US-LVMH gescheitert ist, greift nun offenbar Plan B. "Versace liegt bei allen auf dem Tisch", so Miuccia Prada kürzlich nach ihrer Schau in Mailand.
Möglicherweise finden die Kunden heute bei Miu Miu, was sie früher bei Gucci suchten.
Womit wir bei einem weiteren Gewinner wären. Über die Luxus-Krise wurde viel geschrieben, Prada geht es hingegen bestens, wie die Bilanzpressekonferenz diese Woche zeigte. Das Unternehmen ist im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro gewachsen, das EBIT um 21 Prozent und der Gewinn um 25 Prozent gestiegen. Prada wächst auf allen Geschäftsfeldern und Märkten, selbst der schwächelnde asiatische Markt verzeichnet ein Plus von 13 Prozent. Bemerkenswert der Hype um Miu Miu: die Zweitlinie hat den Umsatz im vergangenen Jahr auf 1,23 Milliarden Euro mal eben verdoppelt. Möglicherweise finden die Kunden bei der exaltierteren Schwester von Prada heute, was sie früher bei Gucci suchten.
Gewinner gibt es auch in der Sportartikelindustrie. So hat Adidas ein wirklich beeindruckendes Comeback hingelegt. 2024 sind die Herzogenauracher um 12 Prozent auf 23,7 Milliarden gewachsen, der Gewinn hat sich fast verfünffacht. CEO Björn Gulden, dessen Werk das maßgeblich ist, war auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch dennoch mit Kritik konfrontiert: wegen des geplanten Personalabbaus in der Zentrale und der angeblichen One Man Show. Die Analysten befürchten, dass es Adidas nach Guldens Abgang ähnlich geht wie Puma, das aktuell arg ins Schlingern geraten ist.
Zweistelliges Wachstum in Europa meldete diese Woche auch Asics. Und On setzte seine sensationelle Erfolgsstory fort: fast 30 Prozent Wachstum beim Umsatz, eine EBIT-Marge von 16,7 Prozent, 242,3 Millionen Franken Nettogewinn. Den Schweizern ist eine der ganz großen Erfolgsstories gelungen, und das in einem Markt, der von Global Playern wie Nike und Adidas und in der zweiten Reihe von Puma, Under Armor, Lululemon, New Balance und Asics dominiert wird. On gibt es erst seit 2010. Ein Meilenstein war sicherlich die Beteiligung von Roger Federer 2019, der seitdem die Marke promotet. Der Börsengang 2021 brachte das Kapital, um das globale Wachstum anzuschieben. Das Management weiß das Geld offensichtlich sehr gut einzusetzen.
Und dann meldete sich gestern noch ein ehemaliger Gewinner zurück. Zalando hat die Wachstumsschwäche nach dem Corona-Boom offenbar hinter sich gelassen und wächst wieder in allen relevanten KPIs: mehr Kunden, mehr Einkäufer, ein höherer Durchschnittswarenkorb, gut 4 Prozent mehr Umsatz, ein Plus von 4,5% beim GMV, ein EBIT von über einer halben Milliarde, der Nettogewinn von gut einer Viertelmilliarde übertrifft sogar die Erträge der Corona-Boom-Jahre.