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C&As Lernlabor. P&Cs Conscious Store. Esprits Memphis-Popup.

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Jür­gen Mül­ler

Neue Läden sind immer auch ein Signal an den Markt. In guten Zei­ten sind sie Aus­weis von Inno­va­ti­ons­kraft und Ver­kör­pe­rung von Vor­wärts­stra­te­gien. Doch in Zei­ten wie die­sen sind Store Ope­nings manch­mal auch eine Art Lebens­zei­chen. Und ein Beleg dafür, dass ein Unter­neh­men noch an die eige­ne Zukunfts­fä­hig­keit glaubt.

Nun haben die­ser Tage gleich meh­re­re „Sor­gen­kin­der“ aus dem Tex­til­ein­zel­han­del mit neu­en Store-For­ma­ten für Schlag­zei­len gesorgt. So hat C&A im nie­der­län­di­schen Leid­schen­dam ein 2350 m² gro­ßes „Lern­la­bor“ eröff­net. Das ist nicht etwa ein Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bot für die Kund­schaft, son­dern ein Pilot­s­to­re, in dem das Unter­neh­men neue Prä­sen­ta­ti­ons­kon­zep­te tes­tet: mit attrak­ti­ve­rer Waren­in­sze­nie­rung, neu­er Wege­füh­rung, einem ver­än­der­ten Licht- und neu­em Sound- und Duft­kon­zept sowie Kas­sen, die zum „Ser­vice Desk“ umfunk­tio­niert wur­den. Die Kund:innen wür­den ein­ge­la­den, sich emo­tio­nal auf die Mar­ke C&A ein­zu­las­sen, heißt es in der Pres­se­mit­tei­lung. Ob die sich auch ein­las­sen wol­len? Lässt man den Mar­ke­ting­sprech bei­sei­te, ist eine Wei­ter­ent­wick­lung ange­sichts der tris­ten Rea­li­tät an vie­len POS sicher sinn­voll.

Die Erkennt­nis­se aus dem „Lern­la­bor“ sol­len suk­zes­si­ve auf die ande­ren Filia­len über­tra­gen wer­den. Von denen es frei­lich immer weni­ger gibt. C&A hat in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren etli­che sei­ner einst 1400 Filia­len in Euro­pa geschlos­sen, ins­ge­samt wohl eine drei­stel­li­ge Zahl. Das ist im Übri­gen kei­ne Aus­nah­me. Auch H&M und Indi­tex haben ihre Fili­al­port­fo­li­os kräf­tig berei­nigt. Anders als die Schwe­den und Spa­ni­er kämp­fen die Brenn­inkmei­jers indes seit drei Jahr­zehn­ten ein Rück­zugs­ge­fecht. Der 340 Mil­lio­nen-Ver­lust der deut­schen Gesell­schaft im Coro­na­jahr 2020/21 war hef­tig. Aber auch im Geschäfts­jahr vor der Pan­de­mie hat­te C&A bereits 95 Mil­lio­nen ver­senkt. Die neue CEO Giny Boer ist ange­tre­ten, mit ihrem „One C&A“-Plan das Unter­neh­men zukunfts­fä­hig auf­zu­stel­len. Und das meis­te Geld lässt die Kund­schaft trotz Online-Boom halt immer noch in den Kas­sen der Läden. Die kön­nen gar nicht attrak­tiv genug sein.

Angesichts des jahrelangen Niedergangs sind ein radikaler Strategieschwenk und ein Neuanfang für Esprit vielleicht alternativlos. Offen ist freilich, ob die Kundschaft in Amerika und Asien auf ein Comeback der Marke gewartet hat.

Zwei­tes Bei­spiel: P&C. Wäh­rend  in Düs­sel­dorf der Abbau von 350 Arbeits­plät­zen ver­kün­det wird, eröff­net das Unter­neh­men in Ber­lin sei­nen Con­scious Store. Par­al­lel dazu sickern Expan­si­ons­plä­ne in Ita­li­en durch. Das 3000 m² gro­ße Haus in Ber­lin ist lan­ge ange­kün­digt und noch län­ger geplant. 60 Mit­ar­bei­ter wur­den dafür ein­ge­stellt.

Dass man die­se Eröff­nung trotz Schutz­schirm­ver­fah­ren nicht abge­bla­sen hat, unter­streicht die Aus­sa­ge, dass das Fili­al­netz von der lau­fen­den Restruk­tu­rie­rung  wenig tan­giert und der Ver­kaufs­be­trieb wei­ter­lau­fen soll min­des­tens so sehr, wie man sei­ne Nach­hal­tig­keits­am­bi­tio­nen her­aus­stel­len möch­te. Es ist in jedem Fall ein inno­va­ti­ver Ansatz für ein groß­flä­chi­ges Fili­al­un­ter­neh­men. Wie ernst es P&C damit meint, ob die Düs­sel­dor­fer nach­hal­ti­ge Labels wie Lani­us oder Know­ledge Cot­ton Appa­rel wei­ter ordern, wenn die Flä­chen­pro­duk­ti­vi­tä­ten unter dem gewohn­ten Niveau blei­ben soll­ten oder ob dann irgend­wann nur noch das grü­ne & im P&C‑Logo bleibt, wird sich gera­de unter dem aktu­el­len wirt­schaft­li­chen Druck schnell erwei­sen.

Last but not least hat auch Esprit einen Ein­druck von sei­nem neu­en Laden­auf­tritt gege­ben. Der Popup-Store im Mem­phis-Look ist Zurück in die Zukunft at its best. In den 80er Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts hat­te die Mar­ke damit für Auf­se­hen gesorgt. Dass der neue Laden in New York steht und nicht in Düs­sel­dorf, Ber­lin oder Mün­chen, zeigt, wohin die neu­en chi­ne­si­schen Eigen­tü­mer mit der Mar­ke wol­len. Offen­bar nicht mehr vor­ran­gig in die Sor­ti­men­te der deut­schen Ein­zel­händ­ler. Die­se haben sich auch von sich aus bereits viel­fach abge­wen­det. Deutsch­land stand mal für über die Hälf­te des Esprit-Umsat­zes, zuletzt war es kaum mehr ein Drit­tel. In gut zehn Jah­ren hat Esprit ins­ge­samt Drei­vier­tel sei­nes Umsat­zes ver­lo­ren und fast 12.000 sei­ner ehe­mals gut 14.000 Arbeits­plät­ze abge­baut. Im Geschäfts­jahr 2022 schrieb man Ver­lus­te in Höhe von umge­rech­net 80 Mil­lio­nen Euro, und der Umsatz sank um 15 Pro­zent auf umge­rech­net rund 840 Mil­lio­nen Euro, den nied­rigs­ten Stand seit 20 Jah­ren.

Bis­lang hat man nicht dem Ein­druck, als hät­ten die neu­en Eigen­tü­mer den Nie­der­gang auf­hal­ten kön­nen. Statt­des­sen eröff­ne­ten sie ein neu­es Design-Head­of­fice in New York und einen „Digi­tal Hub“ in  Ams­ter­dam. Die Top-Ent­schei­der sit­zen in Hong­kong und nicht mehr in Ratin­gen, wo immer noch wesent­li­che Tei­le der Orga­ni­sa­ti­on in der 100.000 m² gro­ßen Ex-Zen­tra­le arbei­ten. Ange­sichts des jah­re­lan­gen Nie­der­gangs sind ein radi­ka­ler Stra­te­gie­schwenk und ein Neu­an­fang für die Mar­ke viel­leicht alter­na­tiv­los. Offen ist frei­lich, ob die Kund­schaft in Ame­ri­ka und Asi­en auf ein Come­back von Esprit gewar­tet hat.

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