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Am Wochenende: Düsseldorf

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Ein wenig wirkt der reani­mier­te Schau­en­zir­kus, der sich am Wochen­en­de in Düs­sel­dorf abspie­len wird, wie eine Trotz­re­ak­ti­on auf Ber­lin. Seht her, am Rhein ist das Busi­ness, hier trifft sich der rele­van­te Markt und Show kön­nen wir auch. Abge­se­hen davon, dass der Wett­streit um die "Mode­haupt­stadt" seit jeher müßig ist, ist die Fra­ge defi­ni­tiv ent­schie­den: Natür­lich ist Ber­lin in Deutsch­land der Ort mit der größ­ten inter­na­tio­na­len Aus­strah­lung, mit einer trend­prä­gen­den Sub­kul­tur und unver­brauch­ten, authen­ti­schen Kulis­sen, wie die Mode­leu­te sie lie­ben. Düs­sel­dorf hat dage­gen nur die prop­pe­re Kö und eine arri­vier­te Kunst­sze­ne zu bie­ten sowie Show­rooms, in denen es zwar Mode zu ordern, aber nicht viel Neu­es zu ent­de­cken gibt. Rück­bli­ckend ver­wun­dert es fast schon, dass es so lan­ge gedau­ert hat, bis die Bran­che die Visi­on von Mes­se­ma­chern wie Karl-Heinz Mül­ler, Ani­ta Till­mann und Nor­bert Till­mann geteilt hat. Mitt­ler­wei­le hat die Abstim­mung mit den Füßen statt­ge­fun­den. Das wird sich trotz des Nega­tiv­ge­re­des um die Bread & But­ter nicht so schnell ändern. Und falls doch, dann zieht der Mode­zir­kus eher nach Paris, Lon­don, Kopen­ha­gen, Flo­renz oder Mai­land, als dass er nach Düs­sel­dorf oder Mün­chen zurück­kehrt. Das wäre nicht im Inter­es­se der deut­schen Indus­trie, und des­halb soll­ten wir unse­re Mode­haupt­stadt pfle­gen und nicht run­ter­re­den.

Mit der Pan­ora­ma hat schluss­end­lich auch "die Mit­te" ihren Platz in Ber­lin gefun­den. Wenn die Mes­se im Som­mer an den Funk­turm zieht, erfüllt sich die Visi­on, die Ige­do-Chef Man­fred Kro­nen schon vor 20 Jah­ren mit sei­ner Moda­Ber­lin hat­te. Manch­mal bestraft das Leben halt auch den­je­ni­gen, der zu früh kommt. Wie lan­ge eine Mes­se für die sich ver­ti­ka­li­sie­ren­de Mit­te Bestand hat, bleibt frei­lich abzu­war­ten. Show­rooms wer­den dage­gen in semi-ver­ti­ka­len Sys­te­men mit ihren schnel­le­ren Order- und Dis­tri­bu­ti­ons­rhyth­men und den enge­ren Abstim­mungs­pro­zes­sen als Ver­triebs­stütz­punk­te auch künf­tig gebraucht. Und da kann Düs­sel­dorf im Unter­schied zu Ber­lin mit sei­ner zen­tra­len Lage in einem nach wie vor fach­han­dels­star­ken Ein­zugs­ge­biet durch­aus punk­ten.

Ber­lin als Par­ty zu dis­kri­mi­nie­ren, wäh­rend am Rhein ernst­haf­tes Busi­ness gemacht wer­de, ver­kennt übri­gens die über­ra­gen­de Bedeu­tung, die Kom­mu­ni­ka­ti­on für den Erfolg von Unter­neh­men und Mar­ken heu­te hat; eine Funk­ti­on, die im Zuge von Ver­ti­ka­li­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung noch wich­ti­ger wird. Ber­lin ist mit sei­nen Mes­sen, den Events und der Fashion Week eine her­vor­ra­gen­de Büh­ne für Kom­mu­ni­ka­ti­on, Mar­ke­ting und Brand Buil­ding – B2B wie B2C. Die Par­ty ist ein Teil des Busi­ness, und, nicht wahr, nicht der schlech­tes­te. Die Öff­nung der Bread & But­ter fürs Publi­kum ist so gese­hen nur ein kon­se­quen­ter Schritt. Auch wenn der Sen­sa­ti­ons­ge­halt einer halb­jähr­li­chen Leis­tungs­schau von Kla­mot­ten gegen­über Büchern oder gar Autos frag­lich ist. Aber war­ten wir's ab. Und fah­ren nach Düs­sel­dorf zum Ordern.

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