Denn er wird sich für das Schicksal von gut 25.000 Karstadt-Mitarbeitern mitverantwortlich fühlen. Und hat dabei kaum Einfluss auf die Entwicklung. Gerade wurde sein Vorstoß, wegen der verfahrenen Karstadt-Verhandlungen ein weiteres Treffen des Gläubigerausschusses einzuberufen, von Insolvenzverwalter Görg abgelehnt.
Als Karstadt-Betriebsratsvorsitzender ist Patzelt theoretisch ein mächtiger Mann. Denn er kann mitbestimmen, was geht und was nicht. Das hat in der Vergangenheit zu vielen, rückblickend nicht selten absurd anmutenden Konflikten geführt. Ein Ex-Karstadt-Manager erzählte mir unlängst von ewigen Diskussionen um die Frage, ob man nun Tischpräsentationen einführen solle oder nicht. Der Betriebsrat nahm Anstoß daran, dass das Zusammenlegen der Pullover von Aushilfen statt von Festangestellten erledigt werden sollte. Im Kadewe verhinderte der Betriebsrat lange Zeit eine größere, der Kundenfrequenz angemessene Samstagsbesetzung. Das sind nur zwei Beispiele. Es gibt nicht wenige Beobachter, die dem großen Einfluss der Arbeitnehmervertreter sowie der Gewerkschaft eine Mitverantwortung am Niedergang von Karstadt geben.
Hellmut Patzelt wird das anders sehen. Als Arbeitnehmervertreter ist es sein Job, das Beste für die Kollegen herauszuholen. Er ist einer von ihnen. Seit 1968 arbeitet er bei Karstadt in Fulda. Damals machte er eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann. Im Betriebsrat hat sich der heute 56-Jährige schon früh engagiert, seit Ende der 90-er Jahre ist er freigestellt. Als Betriebsratschef ist Patzelt einer von elf Mitgliedern des Gläubigerausschusses, der vor zwei Wochen für den Verkauf an Nicolas Berggruen votiert hat. Im Vorfeld wurden Gerüchte kolportiert, er kungele mit Highstreet und dessen Berater Stefan Herzberg, dem letzten Karstadt-Chef. Patzelt hatte daraufhin angekündigt, bei der entscheidenden Sitzung neutral bleiben zu wollen. Dahinter steht wohl auch ein politischer Konflikt. Angesichts des drohenden Arbeitsplatzverlustes sind die Mitarbeiter tendenziell eher zu Konzessionen bereit, die die Gewerkschaft Verdi aus übergeordneten politischen Gründen ablehnt.
“Karstadt war ja mal Europas größter Warenhauskonzern”, hat Patzelt festgestellt, als ich ihn vor vier Jahren in Fulda einmal getroffen habe. Dabei ist auch das leicht schrammelige Foto entstanden. “Wie sind wir das geworden? Durch die Mitarbeiter! Die Mitarbeiter machen den Wert des Unternehmens aus, nicht die Gebäude.” Ob Vermieter Highstreet das genauso sieht?