
Mit Blick auf die bevorstehende Orderrunde könnte passieren, dass zumindest modisch ambitionierte Frauen eine Saison Pause beim Shoppen einlegen – oder sich in Sachen Trends mal wieder an die Vertikalen wenden. Denn die allgemeine Konsumzurückhaltung hat dazu geführt, dass die meisten Marken nicht mutiger geworden sind, sondern stattdessen auf Nummer Sicher gehen. Das heißt: Der Boho-Trend geht weiter, Denim ebenso, lässige Einzelteile werden mit femininen Elementen kombiniert, der Stilbruch wird wieder gefeiert.
Alles schön und gut, damit können die Flächen bestückt werden. Aber wo bleibt da die Verführung? Wo ist der Neuigkeitswert? Wo die Motivation, genau dieses Fashion-Teil zu brauchen, weil man es noch nicht im Kleiderschrank hat! Mehr Mut haben, mehr Mode wagen, heißt es allerorten, wenn man mit Entscheidern aus der Branche spricht. Doch leider bleibt es oft bei Lippenbekenntnissen, die verblassen, sobald es an die Limitplanung geht.
Eine wirklich wohltuende Ausnahme sind die Hosenanbieter. Ok, sie haben auch allen Grund zum Lachen, denn das Thema Wide Leg ist der Super-Star in den Sortimenten, und die meisten von ihnen machen selbst in diesen schwierigen Zeiten Umsatzplus, egal, ob sie Cambio, Mac, Brax, Raffaello Rossi, Rossi, Nine in the morning oder Seductive heißen. Und nicht nur das: Sie sorgen auch dafür, dass immer wieder „heißer Stoff“ nachkommt. Nachdem im letzten Herbst die Barrel-Leg als Trend aufkam, haben viele Lieferanten die leicht O‑förmige Silhouette als Mode-Highlight aufgelegt. Wer im Handel den Mut hatte, sie zu kaufen, hat damit gute Umsätze gemacht, ganz gleich, ob als Jeans oder Stoffvariante, ob verkürzt oder als Longversion.
Es gibt Themen, die Umsatz bringen. Man muss sich aber auch trauen, auf sie zu setzen.
Wieder einmal hat sich bestätigt, dass Frauen Lust auf Neues haben, modisch mutiger geworden sind. Und weil das funktioniert, bekommt die Barrel-Form jetzt Verstärkung. Der Schnitt, eine Mischung aus Boyfriend- und Mom-Jeans, der mit voluminösen Oberschenkeln zu den Knöcheln hin wieder schmaler wird, geht in die nächste Runde: mit Formen, die am Saum zusammengefasst sind, teils sogar mit einer Knopfleiste oder einem Tunnelzug. Die Einflüsse von Chloés Pumphosen in fließenden Qualitäten aus der Spring 2025-Kollektion sind nicht zu übersehen. Sie werden jedoch nicht nur Eins zu Eins in der typischen romantischen Version à la Chloé umgesetzt, sondern auch sportiv in Canvas oder Denim. Das Angebot ist vielseitig, mutig und erstaunlich progressiv. Denn bislang haben sich diese Hosentypen in der Masse (noch) keinen Namen als Liebling der Einkaufteams gemacht.
Aber genau dieses Signal braucht die Branche so dringend: Neue modische Inputs! Veloursleder, Bordeaux, Braun. Es gibt Themen, die Umsatz bringen. Man muss sich aber auch trauen, auf sie zu setzen. Umso schöner, dass die Hosenspezialisten da in die modische Offensive gehen. Denn sie haben erkannt: Wer schon mehrere weite Hosen im Kleiderschrank hat, freut sich über eine neue Variante der Wide Leg.